Chronik/Österreich

Die ersten Störche sind gelandet

Gerade wurde in den March-Thaya-Auen noch gesägt, gehämmert und geflochten. Jurrien Westerhof vom WWF reichte Werkzeug und Äste in schwindelerregende Höhen. Profis kletterten in die Baumkronen, verspreizten Zweige und schafften so Plattformen für zusätzliche Kinderstuben.

Nun trudelten die Klapperstörche ein, um die Nester im niederösterreichischen Europaschutzgebiet fertig zu bauen. 90 km südlich, im burgenländischen Deutschkreutz, waren die ersten gefiederten Stammgäste etwas früher dran. Die Brutsaison ist eröffnet.

"Störche brechen Anfang Jänner in Afrika auf, lassen sich bei günstigen Winden über den Mittelmeerraum treiben und erreichen mit März Österreich", sagt der Naturschützer. Tendenziell kehren sie früher in ihr angestammtes Sommerquartier zurück als in den Jahren zuvor. 

Viele haben die beschwerlich-gefährliche Reise verkürzt. So mancher Langstreckenzieher, der über die Westroute gen Afrika segelte, überwintert mittlerweile auf futterreichen Müllhalden in Spanien. 

Überflieger, die den Süden via Bosporus ansteuerten, sind vermehrt auf dem Weg, einstige Zwischenstopps mit üppigem Nahrungsangebot als Rast- und Umkehrplatz zu nützen.

Kraftnahrung

"Obwohl die March-Thaya-Region für Störche eigentlich attraktiv sein sollte, geht die Anzahl der Brutpaare zurück", sagt der WWF-Experte und vermutet als Ursache die ausbleibenden Hochwässer.

Mit dem fehlenden Schmelzwasser gehen Feuchtwiesen verloren. Die Marchegger Kolonie hält sich dennoch standhaft. Wahrscheinlich, weil die zahlreichen Großinsekten Jungvögel satt machen. Die halbwilden Pferde, die in den Auen angesiedelt wurden, sorgen für die proteinreiche Kraftnahrung.

"In Marchegg brüten jährlich in etwa 40 Paare. Der Bruterfolg hat sich durchwegs positiv entwickelt", zieht Westerhof Bilanz. Wie viele Störche heuer im WWF-Reservat für Nachwuchs sorgen, wird sich bald zeigen.