Skandal um Salzburger Pflegeheim setzt Landesvize Schellhorn zu
Von Sabine Salzmann
Der Salzburger Pflegeheim-Skandal zieht weite Kreise: Auch Angehörige melden sich zu Wort. Ihre Schilderungen decken sich mit der Kritik aus dem Bericht der Volksanwaltschaft. Die Schwächen in der Versorgung – von Körperpflege bis zu Ernährung – sollen eklatant gewesen sein. Die Spitze der Verfehlungen war der Fall jener Frau, die nur noch 42,5 Kilo wog, vom Liegen großflächige Wunden hatte und kurz nach dem Besuch der Kommission im Spital verstarb. „Es muss uns ein Weckruf sein“, so Jürgen Osterbrink, Pflege-Experte und Institutsvorstand an der Paracelsus-Universität in Salzburg. Er plädiert dafür, die generell angespannte Situation in der Pflege trägerunabhängig zu diskutieren und Verbesserungen strukturübergreifend – von Heim bis mobiler Pflege und Spital – mit Hochdruck umzusetzen.
Im Fall von Senecura in Salzburg-Lehen bleiben aber Fragen offen: Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) kündigte am Freitag an, eine interne Prüfung der Heimaufsicht veranlassen zu wollen. Der Pflegeskandal trübt vor der Landtagswahl im kommenden Jahr nun auch das Klima der Koalition.
Heinrich Schellhorn, zuständig für das Mammut-Ressort Soziales, bleibt dabei: Es seien keine Fehler passiert. In dem Heim der Senecura, die sich für die Zustände schriftlich entschuldigte, sei bereits ein Umstrukturierungsprozess im Gange.
Forderung nach Konsequenzen von allen Seiten
Die SPÖ – in der Stadt mit Anja Hagenauer für Soziales und damit die Pflegeheime zuständig – ruft laut nach Konsequenzen: „Ich fordere seit Jahren eine Reform der Heimaufsicht“, so Hagenauer. Außerdem fehle in Salzburg ein Mindestpersonalschlüssel. Die Versorgung müsse lediglich gewährleistet sein – ein dehnbarer Begriff, der gerade in Zeiten instabiler Rahmenbedingungen nicht überstrapaziert werden dürfe.
Hagenauer nennt ein Beispiel: „Die Heimaufsicht kontrolliert zwar die Dokumentationen, aber nicht ob es tatsächlich so gemacht wird.“ In einem städtischen Heim sei einmal vergessen worden, Körperpflege bei einer Bewohnerin zu dokumentieren, die aber sehr wohl passiert sei. Auch bei Gericht wurde das schließlich so gewertet.
Die ersten Bewohner sind schon übersiedelt
Neun Bewohner aus dem betroffenen Pflegeheim wurden bereits in städtischen Häusern übernommen. Die Übersiedelung sei schwierig gewesen – Hagenauer wirft dem Träger mangelnde Transparenz vor. Fünf Weitere wollen umziehen. So sei verhindert worden, dass die Menschen ein neues Zuhause bei Senecura in der Steiermark bekommen.
Sollte das Land sich doch noch zu einer Schließung des Heimes entscheiden, bietet Hagenauer ihre Hilfe an. Richtig sei die Entscheidung der Stadt gewesen, das kleine Heim Bolaring wegen der Personalengpässe vorbeugend zu schließen.
Rücktrittsaufforderungen wurden aus mehreren politischen Lagern an Schellhorn gerichtet. Er selbst sieht aber keinen Anlass dafür. Stattdessen will er jetzt aktiv auf die Volksanwaltschaft zugehen. Ein Termin für nächste Woche in Wien ist vereinbart.