Chronik/Österreich

Siebenjährige tot: Für Familie des Opfers scheint Fall noch nicht geklärt

Der mutmaßliche Mörder von Hadish sitzt seit Mittwoch in Wien-Josefstadt in Untersuchungshaft. Nach seiner Verhaftung soll der 16-jährige Robert K. ein umfassendes Geständnis abgelegt haben. Laut Polizei tötete er die Siebenjährige am Freitag in der Duschwanne der Wohnung, in der er mit seinen Eltern und dem jüngeren Bruder lebt. Mit einem Brotmesser soll er der Volksschülerin massivste Verletzungen am Hals zugefügt haben. Danach soll er alleine die Wohnung geputzt, die verstopfte Dusche repariert und die Leiche in einen Müllcontainer im Hof des Gemeindebaus in Wien-Döbling gelegt haben.

Zweifel

Hadishs Familie (vertreten von Rechtsanwalt Nikolaus Rast) glaubt nicht an diese Version, wie der Onkel des Mädchens Zavalu G. sagt: „Das Kind hat drei Liter Blut verloren, die Dusche war verstopft. Es braucht Zeit, das zu putzen und zu reparieren. Wir glauben nicht, dass er das alles alleine gemacht hat. Die Eltern haben sicher nichts mit dem Mord zu tun, aber wir glauben, dass sie Angst davor hatten, dass ihr Sohn ins Gefängnis muss und sie ihm deshalb geholfen haben, das Kind zu verstecken. Sie hatten vielleicht auch Angst vor Blutrache.“

Bei den KURIER-Recherchen am Wochenende wurde von Hadishs Familie und den Nachbarn eine Ungereimtheit betont: Nachdem Hadish am Nachmittag vom Kinderspielplatz verschwunden war, suchten ein Dutzend Nachbarn und ihre Familie bis Mitternacht nach dem Mädchen – auch in den Müllcontainern wurde mit Taschenlampen nachgeschaut. „Hadish muss zwischen Mitternacht und dem nächsten Tag hier abgelegt worden sein. Aber wo war sie dazwischen?“, fragt sich der Onkel.

Die Mutter von Robert hat das Gerücht im Haus gestreut, die Organmafia hätte mein Kind entführt.

Zarema G., Mutter von Hadish

Auch Mutter Zarema G. hegt Zweifel. „Die Mutter von Robert hat das Gerücht im Haus gestreut, die Organmafia hätte mein Kind entführt.“ Auch sei sie „plötzlich ständig bei mir gewesen und so traurig“. Onkel Zavalu G. erinnert sich ebenfalls an ein seltsames Verhaltes des Vaters. „Er hat uns Geld und Hilfe angeboten, wirkte sehr nervös, hat stark geschwitzt. Er hat plötzlich Kontakt gesucht, obwohl wir nur Bekannte waren.“

Als klar war, dass Hadish tot ist, sei der mutmaßliche Täter mit seinem Vater vor der Tür gestanden, um sein Beileid zu bekunden. „Er hat mir nicht in die Augen gesehen. Er schaute auf den Boden“, sagt die Mutter.

Gegen die Eltern des Verdächtigen laufen laut Staatsanwaltschaft Wien keine Ermittlungen wegen Begünstigung. Selbst wenn das der Fall wäre – sie würden als Familienangehörige straffrei bleiben.  Sonst beträgt der Strafrahmen zwei Jahre Haft. Die Polizei und der Anwalt der Familie K. äußerten sich am Mittwoch nicht zu den Vorwürfen. Dem Vernehmen nach werden die Verdächtigungen aber vehement bestritten.

Beim ersten Verhör Dienstagnacht wollte Robert K. weder seine Eltern noch einen Anwalt dabei haben. Er legte laut Ermittlern sofort ein Geständnis ab. Seitdem soll sich der Gymnasiast weigern, mit den Polizisten zu sprechen.

Vater gab tschetschenischen Medien ein Interview

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Redefreudig zeigte sich hingehen Robert K.s Vater. Am Tag der Festnahme seines Sohnes sprach er mit dem tschetschenischen Sender Radio Marsho. Im Interview, das auch im Internet abrufbar ist, beteuert der Mann, dass er seinem Sohn so eine Tat nie zugetraut hätte. Er wisse nicht, was er falsch gemacht habe. „Die Polizei hat mir gesagt, dass Robert auch seinem jüngeren Bruder etwas antun wollte.“

Im Moment sei der Mordverdächtige laut dem Vater suizidgefährdet. Außerdem wären zu dem Fall Lügen verbreitet worden, gegen die man nichts tun könne. Auch in tschetschenischen Medien wird über die Tat berichtet.

Dort, in der alten Heimat von Hadishs Familie, soll auch die Beerdigung des kleinen Mädchens stattfinden. Hadishs Familie hat am Montag mit der Planung des Begräbnisses begonnen. Ihr Vater wird vermutlich nicht dabei sein können. Er soll laut Angaben der Familie in Italien in Haft sitzen, weil er ohne Visum eingereist war. Er sei am Boden zerstört, sagt Hadishs Onkel, Zavalu G.

Der Rest der Familie wird den „Dittes-Hof“ verlassen, wie Hadishs Mutter sagt: „Wir haben schon eine neue Wohnung und werden bald dorthin ziehen. Wir sind froh, dass wir hier wegkommen.“ Es wird eine Wohnung in einem anderen Bezirk sein.