Chronik/Österreich

Bergrettung: Allianz gegen unbelehrbare Freerider formiert sich

Dienstag in Lech am Arlberg. Bergretter nehmen die Suche nach einem am Samstag verschütteten Lawinenopfer wieder auf. Der 28-jährige Deutsche war am Samstag mit drei Landsmännern über eine wegen Lawinengefahr gesperrte Skiroute ins freie Gelände gefahren. Die Männer wurden von einem Schneebrett in den Tod gerissen, drei von ihnen noch in derselben Nacht bei widrigsten Bedingungen geborgen. Der 28-Jährige konnte erst gestern gefunden werden.

Ebenfalls am Dienstag in Lech am Arlberg. Trotz aller Mahnungen verlässt ein 28-jähriger Deutscher bei großer Lawinengefahr (Stufe 4) die Skipiste. Im freien Gelände endet die Fahrt an einer Felsstufe zwischen Lawinenverbauungen. Ein Polizeihubschrauber rettet ihn mit einer Taubergung.

Die Unvernunft kennt keine Grenzen. Doch die Rufe nach Strafen für Unbelehrbare, die nicht nur ihr eigenes Leben in Gefahr bringen, sondern auch jenes der Bergretter, werden immer lauter.

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Ausgelöst hat sie Toni Mattle, Tiroler ÖVP-Landtagsvizepräsident und selbst stellvertretender Leiter der Bergrettung. Er fordert empfindliche Strafen für jene, die sich über Warnungen und Hinweisschilder hinwegsetzen.

Anlass waren zwei für die Helfer gefährliche Rettungsaktionen, bei denen sich diese in einem Fall auch noch beschimpfen lassen mussten. „Unser Klubdirektor schaut sich an, was gesetzlich möglich ist“, sagt Mattle.

Strafrecht greift nicht

Auch der steirische SPÖ-Vizelandeshauptmann Michael Schickhofer, zuständig für Katastrophenschutz, ärgert sich zunehmend über rücksichtlose Wintersportler. „Jeder, der einen Einsatz mutwillig verursacht, muss mit Kosten rechnen. Aber das Schlimmste ist, dass man andere gefährdet.“ Schickhofer fordert „Nachdenken über strafrechtliche Konsequenzen“, wenn Anweisungen der Behörden einfach ignoriert werden. Der Chef des Team Kärnten, Gerhard Köfer, geht noch einen Schritt weiter und bringt das Thema in den Landtag: „Unbelehrbare, die Warnungen und Absperrungen ignorieren, sollen mit saftigen Geldstrafen belegt werden.“

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Ähnlich wie bei Tempo- und Parksündern sollte es sofortige Strafen setzen. „Wer das Leben anderer Menschen auf’s Spiel setzt, darf nicht ungeschoren davonkommen“, betont Köfer. Allerdings ist das Bundeskompetenz, die Länder können nur an den Bund appellieren, tätig zu werden. Entsprechend ist der Team-Kärnten-Antrag nur ein Wunsch.

Ebenfalls am Dienstag mussten sich in Hollersbach in Salzburg Retter bei der Bergung eines jugendlichen Kanadiers bei Lawinenwarnstufe 4 in Gefahr bringen. Balthasar Laireiter, Salzburger Bergrettungsobmann, will dennoch nicht in den Chor der Strafenforderer einstimmen. „Wir wollen den strafrechtlichen Aspekt auf keinen Fall forcieren. Wir helfen ohne Wenn und Aber jedem, der in alpine Notlagen gerät“, sagt Laireiter zum KURIER.

Mittelfinger für Retter

In der Praxis wäre die Beurteilung nach einem Einsatz nicht einfach. „Wo ist Leichtsinn, wo ist Vorsatz? Die Frage danach ist schwierig“, überlegt der Retter. Allerdings berichtet auch Laireiter, dass Bergretter von Wintersportlern, die sie später retten mussten, zuvor den Mittelfinger gezeigt bekamen. Insgesamt sei die Risikoneigung aber nicht gestiegen, glaubt Laireiter.

Toni Mattle ist aber froh, dass die Debatte nun auf breiter Ebene geführt wird. „Es ist wesentlich, dass die Gesellschaft sensibilisiert wird. Man kann an solchen Dingen nicht mehr vorbeischauen. Es geht um das Leben unserer Retter“, sagt er. Enorm belastend seien solche Fälle für die Einsatzleiter – da sie letztlich darüber entscheiden, ob die Mannschaft ausrückt.