Schmuggel: 818 seltene Tierarten am Flughafen entdeckt
Vor zwölf Jahren ist das Artenhandelsgesetzes in Kraft getreten, seither hat der Zoll Tierschmugglern immer wieder das Handwerk gelegt. Das Finanzministerium zog jetzt Resümee über die Aufgriffe.
Von Papageieneiern über Seepferdchen, Kakteen und Jagdtrophäen bis Reptilien hatten die Schmuggler sämtliche Tiere "im Gepäck". Zu den unrühmlichsten Highlights zählen 74 Papageieneier, die 2011 bei zwei Reisenden aus Jamaika in Keksschachteln und einer Kokosnuss verpackt aufgefunden wurden. Die Papageieneier wurden in den Wiener Tiergarten Schönbrunn gebracht und dort ausgebrütet. Mehr als 50 Papageien sind daraus geschlüpft.
2012 wurden bei einem Passagier aus Kairo Potenzpillen gefunden, die Geschlechtsorgane von teilweise artengeschützten Tieren enthielten, etwa von Seepferdchen, Schlange, Tiger, oder Affe.
Im selben Jahr wurden insgesamt 50 lebende Schildkröten, die einzeln in Socken verpackt worden waren, im Koffer eines Fluggasts aus Hongkong aufgegriffen.Die stark dehydrierten Tiere wurden im Tiergarten Schönbrunn in Wien gesund gepflegt. „Mit dem Tiergarten verbindet den Zoll nicht nur eine bereits seit Jahren bestehende Zusammenarbeit bei der Ausbildung der Artenschutzhunde, Schönbrunn ist nicht zuletzt auch oft Auffangstation für die beschlagnahmten Tiere“, erklärt Finanzminister Gernot (ÖVP).
Bei einem Reisenden aus Bali wurden 2013 insgesamt 60 Vögel, teilweise in Kartonrollen verpackt, vorgefunden. 21 der Vögel waren streng geschützt.37 Vögel haben die Reise nicht überlebt, bei einer Untersuchung wurde der Vogelgrippevirus festgestellt.
2017 wurden bei zwei Fluggästen 359 Stück lebende Kakteen vorgefunden, die der freien Natur in Argentinien bzw. Bolivien entnommen worden waren.
Die Erfolgsrezepte
Die Möglichkeiten des Zolls, verbotene „Mitbringsel“ aufzuspüren, sind vielfältig, so der Finanzminister. Die "Erfahrung und Professionalität der Zöllner, gepaart mit technischem Equipment wie den Scangeräten und den vierbeinigen Kollegen, den Zoll-Diensthundenw würden die erfolgreiche Umsetzung der Artenhandels-Kontrollen möglichmachen.
Ende Jänner 2021 entdeckten Zöllner der Zollstelle Eisenstadt Flughafen Wien in den Koffern eines Reisenden aus Tansania 74 artengeschützte Chamäleons. Die Tiere wurden von der Zollfahndung in den Tiergarten Schönbrunn transportiert und dort versorgt. Durch die professionelle Pflege sei es nun gelungen, dass beinahe jede der zehn Chamäleonarten mittlerweile Eier gelegt hat, erklärt der Minister: „Die wichtige Arbeit des Zolls trägt regelmäßig dazu bei, Tierleid zu beenden und seltene Arten zu schützen. So sorgt der Zoll nicht nur für den Schutz von heimischen Unternehmen und Konsumenten, sondern leistet auch einen unerlässlichen Beitrag zum Erhalt der Flora und Fauna.“
Strafverfahren und Geldstrafen
Österreich ist 1982 dem Washingtoner Artenschutzabkommen beigetreten und 1995 ist mit dem EU-Beitritt die Verordnung über den Schutz wildlebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels in Kraft getreten. Mit dem Artenhandelsgesetz 2009 wurden Vollzugsaufgaben im Rahmen der Überwachung des Handels mit geschützten Tieren und Pflanzen beim Zoll gebündelt. Bei Verstößen drohen Strafverfahren mit Beschlagnahmung und Geldstrafen.