Schärferes Strafrecht geplant: Schubhaft schon für Ladendiebstahl
Im Vorjahr wies die Kriminalstatistik noch sinkende Zahlen aus. Doch für heuer prognostiziert der Sicherheitsmonitor der Kriminalpolizei einen teilweise dramatischen Anstieg. Dem wollen Innenminister Wolfgang Sobotka und Justizminister Wolfgang Brandstetter (beide ÖVP) mit einem Maßnahmenpaket entgegen wirken.
Am Donnerstag erklärte Konrad Kogler, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, dass es vor allem bei Diebstählen, Suchtgift-Delikten, Sachbeschädigung und Körperverletzung einen signifikanten Anstieg der Anzeigen gibt. Kogler: "Über 60 Prozent der Täter sind junge Männer zwischen 14 und 40 Jahren."
Schubhaft
Bei Ausländern, gegen die ein Schubverfahren läuft, soll jede Straftat künftig als "Fluchtgrund" angenommen werden. Die meisten warten den Ausgang ihres Verfahrens auf freiem Fuß ab. Mit der neuen Bestimmung könnte im Anlassfall sofort Schubhaft über sie verhängt werden. Diese Maßnahme hätte die Bluttat am Wiener Brunnenmarkt möglicherweise verhindern können, denn gegen den tatverdächtigen Kenianer lief ein Abschiebeverfahren. Trotz mehrerer Strafverfahren blieb er aber auf freiem Fuß.
Sexualstraftäter
Derzeit können DNA-Tests nur bei Delikten mit Strafandrohungen von mehr als einem Jahr Haft durchgeführt werden. Künftig sollen auch bei einfacheren Delikten, etwa beim klassischen "Po-Grapscher", Mundhöhlenabstriche genommen werden. Die Behörden erhoffen sich dadurch die Aufklärung weiterer Straftaten. Außerdem soll eine Meldepflicht, ähnlich wie bei Fußball-Hooligans eingeführt werden. Täter müssten dann in bestimmten Abständen in Polizeiinspektionen zu Belehrungen erscheinen.
Gewerbsmäßigkeit
Durch die neuen, gesetzlichen Hürden beim Nachweis der Gewerbsmäßigkeit ist es kaum noch möglich, kleine Taschendiebe oder Einbrecher in U-Haft zu nehmen. Durch eine enge Vernetzung der Polizei mit den Staatsanwaltschaften sollen Serientäter künftig leichter erkannt werden.
Abschiebe-Offensive
Überfüllte Haftanstalten sollen kein Grund mehr für die Staatsanwälte sein, mit Haftbefehlen zu geizen. Justizminister Brandstetter will durch einem Abschiebe-Offensive Platz schaffen. Im Visier, hat er vor allem Straftäter aus Europa, die er zum Verbüßen der Strafe in ihre Heimatländer schicken will. Brandstetter rechnet vor, dass alleine 612 Serben und 600 Slowenen österreichische Haftplätze besetzen.
Als ersten Schritt in die richtige Richtung sehen leitende Polizisten das Maßnahmenpaket. Sie weisen auf Anfrage des KURIER aber auch darauf hin, dass noch weitere "Baustellen" zu sanieren seien. Dazu zählt das antiquierte System der Aufenthaltsermittlung. Das sind Personen, die vom Gericht gesucht werden – als Zeugen aber oft auch als Beschuldigte.