Chronik/Österreich

Republik hat Kauf des ehemaligen KZ Gusen fixiert

Die Republik hat den Kauf zentraler Teile des ehemaligen KZ Gusen in Oberösterreich fixiert. Die Verhandlungen „konnten vor Kurzem positiv abgeschlossen werden“, sagte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bei einer Kranzniederlegung am Vorabend des Befreiungstages des KZ am 5. Mai.

Der Eingang zum Stollensystem Bergkristall in St. Georgen, zwei SS-Verwaltungsbaracken, der Steinbrecher und der Appellplatz in Langenstein gehen in den Besitz der Republik über.

Bereits anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des KZ Mauthausen hatte die Bundesregierung vergangenes Jahr beschlossen, in Verhandlungen mit den Grundeigentümern einzutreten. Formell werden jetzt Teile des Außenlagers Gusen durch die Burghauptmannschaft für die Republik erworben und dann dem Innenministerium zur Verfügung gestellt.

Freiheit und Demokratie

Die Konzepte für die Gestaltungen eines „sichtbaren Zeichens der Erinnerung“ sollen gemeinsam mit internationalen, nationalen und regionalen Stakeholdern unter Führung des Mauthausen Memorial ausgearbeitet werden. „In einer Zeit, in der die Stimmen der Zeitzeugen leiser werden, müssen die Gedenkstätten immer lauter sprechen. Möge die neue Gedenkstätte in Gusen den Opfern zur Erinnerung und den Lebenden zur Mahnung dienen“, meinte Nehammer.

Der oö. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) machte bei der Feier Dienstagabend bewusst, „dass Freiheit und Befreiung nicht nur im Mai 1945 zu uns gekommen sind, sondern, dass Freiheit und Demokratie ein bleibender Auftrag sind“.

Außenlager

Gusen war ein Außenlager des KZ Mauthausen, das am 5. Mai von US-Truppen befreit worden ist. In Mauthausen und seinen 49 Nebenlagen waren an die 200.000 Menschen inhaftiert, etwa die Hälfte davon überlebte nicht. Allein in Gusen waren zum Zeitpunkt der Befreiung rund 20.000 Häftlinge interniert, 35.000 Menschen sind dort binnen weniger Jahre ermordet worden.

Während das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen 1947 der Republik Österreich mit der Auflage übergeben wurde, eine Gedenkstätte zu errichten, und sich das Gedenken seither auf diesen Ort konzentriert, geriet Gusen zunehmend in Vergessenheit. Nur eine kleine Gedenkstätte erinnert derzeit an die Opfer des Lagers, das zeitweise sogar größer war als das Stammlager Mauthausen und eine besonders hohe Todesrate aufwies.

Vor dem Hintergrund des Schattendaseins der Gedenkstätte Gusen und da unter den Häftlingen viele Polen waren, hatte der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki 2019 Interesse bekundet, Überreste des ehemaligen Lagers zu kaufen.