Chronik/Österreich

Seit der Pandemie: Mehr Rechtsextreme und mehr Anhänger von Verschwörungstheorien

„Die Pandemie war ein Brandbeschleuniger für den Rechtsextremismus“, sagt Andreas Kranebitter, Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW). Studien in Deutschland hätten gezeigt, dass sich die Zahl jener mit rechtsextremistischer Einstellung verdreifacht habe.

Doch wie ist die Lage in Österreich? Dies wurde nun erstmals für eine Studie erhoben. Dieses sogenannte Rechtsextremismus-Barometer wurde am Donnerstag in Wien präsentiert.

Durchgeführt wurde die Erhebung von April bis Mai 2024, die Stichprobe umfasst 2.198 Personen und ist repräsentativ für die Bevölkerung. Die Antworten aller Befragten wurden außerdem mit den Antworten jener verglichen, die eine klar rechtsextreme Einstellung aufweisen. Dies war bei rund zehn Prozent der Fall.

"Wird deutlich, dass solche Einstellungen steigen"

Eine Frage der Erhebung war, wen man nicht als Nachbarn möchte. „Ein nicht allzu geringer Anteil sagt, Roma und Sinti sowie Muslime nicht als Nachbarn zu wollen“, erklärte Kranebitter. Was man daraus folgere? „Es ist kein Grund für Alarmismus. Aber dass derartige Einstellungen gestiegen sind, ist deutlich.“

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Ebenso Teil der Untersuchung war der sogenannte traditionelle Antisemitismus: etwa, ob jemand der Aussage zustimme, der Einfluss der Juden sei zu groß. „Derzeit herrscht oft der Eindruck, traditioneller Antisemitismus existiert kaum noch“, so Kranebitter. 

Dieser werde oft als Problem in muslimischen Kreisen dargestellt. „Unsere Zahlen zeigen aber deutlich, dass dem nicht so ist: Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen einer rechten Einstellung und Antisemitismus.“

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Gleichzeitig steige aber auch der anti-muslimische Rassismus: Das zeige sich etwa daran, dass 36 Prozent aller Befragten keine Muslime als Nachbarn wollen. Bei den Rechtsextremen sind es gar 69 Prozent.

Immer mehr glauben an Verschwörungstheorien

Teil der Studie waren auch Verschwörungstheorien: Auffällig ist, dass diese von mehr als der Hälfte aller Befragten geglaubt werden. Sie stimmten den Aussagen zu, dass „die Bevölkerung von Medien systematisch belogen wird“ und dass es „geheime Organisationen gibt, die großen Einfluss auf politische Entscheidungen haben“.

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Was man für Schlüsse aus der Studie ziehe? „Unsere zentrale Botschaft ist, dass man den Rechtsextremismus in Österreich nicht unterschätzen darf“, betonte Kranebitter.