Chronik/Österreich

Prozess: 9 Monate bedingt für Waffenhändler des Wien-Attentäters

Marsel O. trägt die Haare kurz geschoren. Dunkles Hemd, blaue Jeans. Der 32-Jährige wirkt nicht unbedingt auffällig. "Bau- und Speditionswesen", gibt der Slowene an, als er im Landesgericht für Strafsachen in Wien nach seinem Beruf gefragt wird.

Doch er hat auch mit Waffen gehandelt. Und auch dafür gesorgt, dass der Wien-Attentäter Kujtim F. am 2. November 2020 vier Menschen erschießen konnte.

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O. hat Glück. Ihm wird beim Prozess "nur" die Einfuhr und Übergabe einer Tokarev-Pistole plus Munition angelastet. Dass er auch ein Sturmgewehr übergeben haben soll, spielt bei diesem Prozess keine Rolle. Das Faktum wurde irrtümlich eingestellt - der KURIER berichtete. Somit beträgt der Strafrahmen nur mehr zwei statt drei Jahre.

Lebenslange Haftstrafe

Bisher hatte der Slowene die Übergabe geleugnet. Am Dienstag erklärt er: "Ich bin schuldig." Er habe den Attentäter nie persönlich getroffen. Nicht gewusst, welchen Plan er hatte. Er habe einem Bekannten einen Gefallen tun wollen. Bei diesem Bekannten handelt es sich um Adam M., der im großen Terror-Verfahren nicht rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.

"Woher hatten Sie die Waffe?", fragt der Richter. "Ich habe Leute auf einem Schießstand kennengelernt, die sie mir besorgt haben", erklärt Marsel O. Für 2.000 Euro habe er sie besorgt. Unter dem Vordersitz im Auto schmuggelte er sie nach Österreich. Für 2.000 Euro habe er sie auch in Wien-Leopoldstadt am 25. September 2020 übergeben.

Neun Monate bedingt

"Die Ereignisse, die dann ohne sein Wissen folgten, belasten ihn enorm", sagt Anwältin Maja Ranc. "Als er erfahren hat, bei wem die Waffe gelandet ist, war er bestürzt." Ihr Mandant habe nicht gewusst, wie ihm geschieht. Daher habe er anfangs auch geleugnet.

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Er würde "die Sache" rückgängig machen, wenn er das könnte - beteuert er.

Wegen seines "umfassenden Geständnisses" werden die Zeugen nicht mehr gebraucht. Das Urteil fällt nach etwas mehr als 30 Minuten: Marsel O. wird zu neun Monaten bedingt verurteilt - nicht rechtskräftig.