Chronik/Österreich

Wirtin mit Auto überrollt: Jugendliche wegen Mordversuchs verurteilt

"Der Vorfall ist der bisherige traurige Höhepunkt der Straftaten der beiden“, beschreibt die Staatsanwältin. Nach Ladendiebstahl oder Aufbrechen von Zigarettenautomaten folgte ein Vorfall, der in einer Anklage wegen Mordversuchs endete: Im Vorjahr sollen zwei Jugendliche aus der Steiermark eine Gastronomin in Linz absichtlich überfahren haben, weil sie die Zeche prellen wollten.

Keine Zuhörer während Befragung

Am Dienstag standen die beiden - eine 16-Jährige sowie ihr 18-jähriger Freund - in Graz vor Geschworenen. Was sie zu sagen haben, durfte kein Zuschauer hören: Das Gericht schloss die Öffentlichkeit auf Antrag der Verteidigung während der Befragung der Angeklagten aus.

Die Geschworenen befanden, dass beide Angeklagten wegen versuchten Mordes schuldig seien. Die 16-Jährige wurde zu vier Jahren Haft verurteilt, der 18-Jährige als Beitragstäter zu 30 Monaten. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Die beiden Jugendlichen hatten am 9. August 2023 ein Auto entwendet - es gehörte der Mutter der damals 16-Jährigen - und kehrten in dem Linzer Lokal ein. Zahlen wollten sie allerdings die Zeche von 50 Euro nicht und planten, davon zu  fahren. Um sie zu stoppen, stellte sich die Wirtin vor deren Auto: Die 16-Jährige gar Gas, überrollte die Frau und raste weg.

Flucht bis nach Kroatien

Das Opfer wurde schwer verletzt und musste längere Zeit im Spital liegen. "Ich bin so wütend, dass man wegen 50 Euro einen Menschen überfährt", beschrieb der Sohn der Wirtin nach dem Vorfall. Die beiden Jugendlichen wurden erst Tage später gefasst - in Kroatien.

Der Verteidiger der jungen Frau beschreibt seine Mandantin als "etwas verloren in der Entwicklung". Sie habe niemals in Kauf genommen, die Wirtin zu töten: "Sie hat in Wirklichkeit gar nichts gedacht“, glaubt der Anwalt. "Das war panikartiges Verhalten." 

Nach dem Handy gesucht

Denn als sie ins Auto sprang, sei das Handy zu Boden gefallen: Sie habe es gesucht und gleichzeitig losgefahren - dabei habe sie die Wirtin erfasst, die gestürzt sei und teilweise überrollt wurde. 

Das Opfer wurde von einem Krankentransport im Rollstuhl ins Gericht gebracht und musste stundenlang auf die Befragung warten. Die Frau erzählte vor dem Verhandlungssaal, sie habe nach wie vor Schmerzen und könne nicht arbeiten.

Opfer wurde bisher sechs Mal operiert

Die Wirtin des Sushi-Lokals gab an, sie habe nicht gleich bemerkt, dass die beiden Jugendlichen nicht bezahlt hätten. Als es ihr klar wurde, lief sie den beiden zusammen mit einem Kellner nach. Der Kollege wollte die Beifahrertüre aufmachen, was ihm aber nicht gelang.

Sie selbst stellte sich vor das Auto: „Ich wollte mit dem Handy ein Foto machen, dann ist das Auto losgefahren und ich bin gestürzt“, schilderte sie den Vorfall vor Gericht. „Ich wollte seitlich weggehen, aber das war zu schnell, die sind schon losgefahren“, erzählte sie weiter.

„Wie geht es Ihnen heute?“, fragte Richterin Katharina Schenk. „Nicht gut, ich habe Schmerzen im Rücken und im Bein“, antwortete die Frau. Bisher wurde sie sechs Mal operiert, ein bis zwei Eingriffe seien noch geplant.