Präsident der Jüdischen Gemeinde mit Baseballschläger attackiert
Von Roland Pittner
Eine Anschlagserie schockt die Jüdische Gemeinde in Graz und ganz Österreich. Waren es am Mittwoch noch Graffiti an einer Wand der Synagoge, wurden in der Nacht auf Samstag bereits Fenster mit Steinen eingeschlagen. Samstagabend gipfelte die Aggression in einem Angriff auf den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde, Elie Rosen, mit einem Baseballschläger.
Rosen wollte Samstagabend mit seinem Auto auf das Grundstück des jüdischen Gemeindehauses einfahren. Dort fiel ihm ein Mann mit Baseballkappe auf, der Steine in den Hof warf. Er habe ausgesehen wie jener Verdächtige, der auf Überwachungsvideos gefilmt wurde, als er die Scheiben der Synagoge in der Nacht auf Samstag einschlug.
Angriff
Als Rosen sein Auto verlassen hatte, sei der Unbekannte sofort mit einem Baseballschläger auf den Präsidenten losgegangen. „Ich habe mich zum Glück zurück ins Auto retten können. Ich wurde nicht verletzt“, schildert Rosen kurz danach das Attentat im KURIER-Gespräch. Dann habe der Angreifer noch mit dem Baseballschläger auf das Fahrzeug eingeschlagen, bevor er die Flucht ergriff.
Die Grazer Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. „Eine Netzplanfahndung nach dem Täter wurde sofort eingeleitet“, erklärt ein Sprecher der Grazer Polizei. Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung und auch die Spezialeinheit Cobra sind im Einsatz. Ein Zusammenhang zwischen den Angriffen sei auf jeden Fall naheliegend, heißt es von der Polizei.
Denn erst am Mittwoch wurden die Wände der Synagoge mit Graffiti beschmiert, in der Nacht auf Samstag wurden Fensterscheiben eingeschlagen. „Die letzten Tage waren schon eine große psychische Belastung. Es hat uns jemand im Visier und es gibt ein hohes Maß an Aggression gegen uns“, sagt Rosen.
Die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Synagoge werden auf jeden Fall verstärkt. „Es wurde ein Objektschutz für das Gebäude und ein persönlicher Schutz für den Präsidenten angeordnet“, heißt es von der Landespolizeidirektion.
Aufklärung
„Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz. Wer jüdische Mitbürger angreift, greift die Grundpfeiler unseres demokratischen Zusammenlebens an“, erklärte Innenminister Karl Nehammer am Samstagabend.
Der Innenminister kündigte an, er werde am Montag Elie Rosen und den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, Oskar Deutsch, sowie weitere Vertreter der Israelitische Gemeinde zu einem Gespräch einladen. Dabei solle die aktuelle Lage besprochen werden. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz verurteilten den Angriff auf das Schärfste.
Rosen selbst hätte solche Angriffe in Österreich nicht für möglich gehalten, „aber die Gegenwart zeigt uns, dass es doch wieder möglich ist“. Er will seine Arbeit für die Jüdische Gemeinde Graz fortsetzen.