Platter zu Ischgl: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen"
Von Martina Salomon
KURIER: Hat das Land zu zögerlich gehandelt, als die ersten Corona-Fälle aufgetaucht sind? Hätte man Tirol früher abriegeln müssen?
Günther Platter: Ein Buch von hinten zu lesen, ist immer einfacher. Man muss bedenken, dass es eine solche Situation noch nie gegeben hat. Wir haben alles getan, als bekannt wurde, dass wir einen Infizierten in Ischgl haben. Das Lokal wurde geschlossen. Tirol war auch das erste Land, das seine Universitäten dichtgemacht hat und das erste, das die Wintersaison beendet hat.
Aber da gab es massive Widerstände von der Wirtschaft.
Natürlich hatten wir deshalb riesigen Krach mit den Seilbahnunternehmen. Viele Betroffene haben die Maßnahmen für völlig überzogen gehalten, dennoch haben wir gehandelt.
Aber es war doch schnell klar, dass es in Ischgl einen infizierten Urlauber gab.
Die Landessanitätsdirektion wurde von einem der infizierten Isländer informiert, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgeht, im Flugzeug angesteckt worden zu sein, da ihm die Airline mitgeteilt hat, dass sich an Bord ein aus Italien kommender Skigast befunden hat. Wir haben offen kommuniziert.
Und was geschieht jetzt?
Wir müssen Verhältnisse wie in Teilen Italiens vermeiden. Derzeit helfen uns auch pensionierte Ärzte, damit es zu keinem Engpass kommt und das Gesundheitswesen nicht kollabiert. Behandelt wird, wer Symptome zeigt.
Wie geht es den Tirolern?
Wir haben den psychosozialen Dienst verstärkt, müssen aber natürlich konsequent bleiben: Wenn man die sozialen Kontakte nur um 25 Prozent verringert, verringert man den Infektionsanstieg um 50 Prozent.