Planquadrate zum Schutz der Almen und Kühe geplant
Von Anja Kröll
Saftig grüne Wiesen, grasende Kühe, Berggipfel: Österreichs Almen ziehen von Jahr zu Jahr mehr Wanderer in ihren Bann. Coronabedingt wird auch heuer wieder mit einem Ansturm von Freizeitsportlern gerechnet. Dass die steigende Freizeitnutzung auch den Druck auf die traditionelle Almwirtschaft erhöht, darauf machte nun die Landwirtschaftskammer Kärnten aufmerksam.
Kühe erschrecken
„Die Alm ist nicht nur Erholungsraum, sondern Arbeitsplatz für die Almbauern und Lebensraum für Wild- und Nutztiere. Dafür braucht es mehr Rücksichtnahme und auch Bewusstsein in der Bevölkerung“, sagte Agrarlandesrat Martin Gruber (ÖVP). Mit dem Anstieg der Tourismus- und Freizeitwirtschaft müsste ebenso der Respekt und die Rücksichtnahme steigen. In Kärnten bildet die traditionelle Almwirtschaft immerhin für rund 4.000 landwirtschaftliche Betriebe die Erwerbsgrundlage.
Welch eigenartige Blüten der Ansturm von Touristen auf die Almen treiben kann, wurde im vergangenen Corona-Sommer mehr als deutlich. Stichwort: „Kulikitaka-Challenge“. Bei dem Trend auf der Online-Plattform Tik-Tok erschreckten Menschen mit erhobenen Armen Kühe und hielten das Ganze in Kurzclips fest. Als Hintergrundmusik diente das Lied “Kulikitaka“, daher der Name. Mit fatalen Folgen: In Vorarlberg erschreckten Wanderer Kühe so sehr, dass dreizehn Tiere deswegen bis zu 300 Meter abstürzten. Zwei Jungrinder starben aufgrund der Verletzungen. Die Wanderer gaben den Bewirtschaftern der Weide nicht einmal Bescheid.
Plattform klärt auf
„Die meisten Menschen wissen, wie sie sich zu verhalten haben, wenn sie fremden Grund und Boden betreten. Ich habe aber kein Verständnis für jene Minderheit, der alles egal ist“, betonte auch Landwirtschaftskammer-Präsident Johann Mößler. In Kärnten setzt man heuer deswegen auf die Kampagne „Respektiere deine Grenzen“ und eine dazugehörige Plattform, die im Juni online gehen soll.
Die Kampagne wurde ursprünglich von der Vorarlberger Landesregierung ins Leben gerufen und wird seitdem erfolgreich in Salzburg, Nieder- und Oberösterreich, in der Schweiz, in Liechtenstein sowie in Bayern umgesetzt. Eines der Ziele: Sommer- wie Wintersportler über naturverträgliche Routen für Wanderungen und Skitouren zu informieren und so einen Lenkungseffekt zu erzielen.
Planquadrat für wilde Biker
Zwei weitere Themen, die nicht erst seit Corona ein Dauerbrenner auf den Almen sind: Die steigende Anzahl an Mountainbikern, insbesondere E-Bike-Fahrern. Hier überlegt man in Kärnten sogar, die Bergwacht im Sommer verstärk einzubinden: Im Rahmen von Kontrollen gegen zu wilde Biker. Dabei soll es laut Präsident Mößner auch „Planquadrat-Aktionen“ auf besonders beliebten Bike-Strecken auf den Almen geben.
Zweiter Dauerbrenner: Hunde auf Almen. Denn Rinder nehmen Hunde naturgemäß als Bedrohung wahr, insbesondere für ihre Kälber. Immer wieder kommt es deswegen zu Kuh-Attacken auf den heimischen Almen, mit teils schwer verletzten Wanderern und teils Klagen gegen die Landwirte. Zudem kann nicht ordnungsgemäß entsorgter Hundekot zu gesundheitlichen Problemen bei den Rindern führen.
Auszeichnung innovativer Projekte
Um die Almbauern vor den Vorhang zu holen wird heuer auch erstmals der Kärntner Almprojektpreis ins Leben gerufen. Dessen Hintergedanke: Nachhaltige, innovative Projekte im Bereich der Almwirtschaft sichtbar zu machen und auszuzeichnen. Eingereicht werden können außergewöhnliche Ideen noch bis Ende September über die Innovationsplattform der Kärntner Landwirtschaftskammer. Die besten drei Einreichungen erhalten Preisgelder zwischen 1.500 und 5.000 Euro.