Pflegeheime ringen um Schutzausrüstung
Ein steirisches Beispiel zeigt, wie schnell sich die Situation in Pflege- und Seniorenheimen zuspitzen kann: Am Donnerstag musste ein Heim in Graz-Umgebung geräumt, die Senioren in Spitäler verlegt werden die Hälfte der Pflegekräfte war mit dem Coronavirus infiziert. Der Betrieb des Heimes war dadurch nicht mehr aufrecht zu erhalten.
Geschlossen wurde bisher nur dieses eine Heim, doch Infektionen sind aus neun bekannt. Mehr als 200 Pflegeheime gibt es allein in der Steiermark, deren Betreiber ringen um Schutzausrüstungen. Nur damit kann die Versorgung der alten Menschen, der eigentlichen Covid-19-Risikogruppe, während der Krise sichergestellt werden.
Verzögerte Lieferungen
Doch Masken und Schutzanzüge sind am Markt nur noch schwer zu bekommen, außerdem brauchen Heime viele davon: Um wirklich sicher zu gehen, muss Schutzkleidung nach jedem neuen Kontakt gewechselt werden.
Die Volkshilfe betreibt 25 Heime im Bundesland und hat Schutzkleidung bestellt. Allerdings verzögere sich die Lieferung, hieß es seitens der Leitung. Zusätzlich kommt bei kleineren Betreibern das Platzproblem dazu.
Neuaufgenommene Pflegefälle oder Rückkehrer nach Spitalsaufenthalten müssen zwei Wochen in Quarantäne, dafür sind Isolierzimmer nötig. Aber nicht jedes Heim hat dafür Platz.
Absonderung
Auch in Oberösterreich spitzt sich die Lage bei den Senioren- und Pflegeheimen zu, was wiederum auf Unmut bei den Angehörigen der Bewohner stößt. Ein Beispiel dafür ist das Bezirksalten- und Pflegeheim Peuerbach im Bezirk Grieskirchen.
Fünf der insgesamt 102 Mitarbeiter sind laut Bezirkshauptmannschaft (BH) Grieskirchen dort positiv auf Covid-19 getestet worden. Von den 98 Bewohnern – Risikopersonen – hingegen nur jene, die sich im betroffenen Wohnbereich befanden. Diese fielen alle negativ aus.
Weitere Testungen sind bis dato nicht geplant: „Es sind alle betroffenen Mitarbeiter rechtzeitig außer Dienst gegangen. Durch Absonderung ist eine Ansteckung der Bewohner in anderen Bereichen sehr unwahrscheinlich. Die Stockwerke sind gut getrennt“, sagt Bezirkshauptmann Christoph Schweitzer. Die betroffenen Personen seien in keinem direkten Kontakt zu den anderen Heimbewohnern gestanden.
„Zu wenig Tests“
„Ich finde es unverhältnismäßig, dass einerseits jeder getestet wird, der nur in einem Risikogebiet war, und andererseits bei Fällen in unmittelbarer Nähe zu Risikopersonen auf Tests verzichtet wird“, kritisiert hingegen eine Angehörige, deren Großmutter in Peuerbach untergebracht ist und anonym bleiben möchte.
Sie fordert, dass Tests bei allen Heimbewohnern durchgeführt werden. Mittlerweile sind nicht mehr nur Pflegekräfte von einem der vier Stockwerke betroffen, sondern mehrere. „Das ist doch der Beweis dafür, dass die Absonderung nicht funktioniert hat. Das ist grob fahrlässig. Man hätte am ersten Tag alle testen müssen“, sagt die Angehörige.
Laut Land Oberösterreich entscheidet über die Vorgangsweise die Gesundheitsbehörde vor Ort, also die BH. Es hänge viel davon ab, wer positiv ist – Bewohner oder Pfleger, und wie die bauliche Situation ist.
Schweitzer sieht vorerst deshalb keinen Bedarf. „Wir tasten uns vor. Bei Bedarf ist es für uns selbstverständlich, alle zu testen“, sagt er.