Österreichs Gletscher zerfallen und stürzen in sich zusammen
Die Gletscher in Österreich schmelzen nicht nur durch den Klimawandel immer schneller dahin, sie zerfallen teils sogar regelrecht und stürzen in sich zusammen, berichten Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Ein Team um Lea Hartl vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der ÖAW in Innsbruck untersuchte mit "Machine Learning"-Algorithmen wie sich der Gletscherschwund über die vergangenen Jahrzehnte veränderte. Das Ergebnis: "Die Verluste haben nicht nur zugenommen, die Verteilung über die Gletscherfläche hat sich auch verändert", schreiben am Mittwoch die Forscher in einer Aussendung.
Zunächst waren sie noch recht gleichmäßig verteilt. Die Fließbewegung des Eises konnte demnach das Abschmelzen an den Zungen teilweise ausgleichen. "Das ist immer weniger der Fall", erklärten die Wissenschafter: "Manche Gletscherzungen zerfallen regelrecht."
Nur lokale Ausnahmen
Immer mehr Seitenarme würden zudem die Verbindung zu den Hauptzungen verlieren. Gletschertore und andere unterspülte Bereiche stürzen ein. Solche Phänomene bringen die Gletscher immer weiter weg von einem Gleichgewichtszustand, wo sie die im Sommer verlorene Masse in der kalten Jahreszeit wieder dazugewinnen.
"Nur einige wenige, sehr kleine Gletscher, die kaum mehr als solche zu erkennen sind, haben sich wieder etwas mehr einem Gleichgewicht angenähert", so die Forscher. Das wären aber Ausnahmefälle durch günstige lokale Gegebenheiten, wenn sie zum Beispiel oft durch Lawinen genährt werden.
"Die Ergebnisse reihen sich in das Gesamtbild der weltweit rapiden Gletscherveränderungen ein, das kürzlich auch im Bericht des Weltklimarates dargestellt wurde", heißt es. Weil die Gletscher verzögert auf Klimaveränderungen reagieren, könnte sich ein neues Gleichgewicht selbst dann nur mit Verzögerung einstellen, wenn die Erwärmung zeitnah abgefangen würde.