Chronik/Österreich

Österreichs Gemeindeämter werden weiblicher

In den 2096 österreichischen Gemeinden gibt es 172 Bürgermeisterinnen. Das Verhältnis passt bei Weitem noch nicht. Aber schön langsam holen die Frauen auf, schön langsam prägen immer mehr Frauen als Bürgermeisterinnen die Kommunalpolitik. Das haben die Wahlen in Salzburg gezeigt, und das hat Andrea Völkl (ÖVP) im niederösterreichischen Stockerau gezeigt, wo sie am Sonntag nach 74 Jahren die praktische Alleinherrschaft der SPÖ beendet hat.

In Salzburg haben die Gemeindewahlen eine Verdoppelung der Zahl der Bürgermeisterinnen auf acht gebracht. Die Quote stieg auf 6,7 Prozent. Damit ist Salzburg nicht mehr Schlusslicht beim Anteil der Bürgermeisterinnen und liegt nun vor Tirol (5,7 Prozent) und Kärnten (6,1 Prozent). Für eine Überraschung sorgte am Sonntag Tanja Kreer in Straßwalchen. Sie ist die einzige Kandidatin, die eine Stichwahl für sich entschied, und holte eine seit 1945 ÖVP-regierte Gemeinde für die SPÖ.

 

 

Die vier bisherigen Bürgermeisterinnen wurden im Amt bestätigt. Neben Kreer sind Waltraud Brandstetter in Nußdorf, Anna Reitinger in Mühlbach am Hochkönig und Barbara Huber in Bruck an der Glocknerstraße (alle ÖVP) dazugekommen. Reitinger und Huber haben ihre Gemeinde von SPÖ-Bürgermeistern für die ÖVP gewonnen. Brandstetter hat sich klar gegen zwei männliche Mitbewerber durchgesetzt. Insgesamt waren 34 Kandidatinnen angetreten, neun mehr als 2014.

Wechsel in Stockerau

In der größten Stadt des Weinviertels ist der 55-jährigen Andrea Völkl etwas gelungen, was vor wenigen Wochen in dieser Dimension kaum jemand für möglich gehalten hätte. Die ÖVP-Stadtparteiobfrau überflügelte die SPÖ und verpasste nur knapp die absolute Mehrheit. In einer Stadt, in der die ÖVP bei der Gemeinderatswahl 2015 noch eine Niederlage verkraften musste.

Aber jetzt wurde die von der Bevölkerung gewünschte Veränderung ihr am meisten zugetraut. Und auch ihrem Stil, der das Gemeinsame voranstellt. Andrea Völkl: „Man muss immer auf Augenhöhe miteinander kommunizieren. Gewisse Worte dürfen in der Politik nicht gesagt werden, weil man kann etwas nicht wirklich zurücknehmen, was einmal gesagt worden ist.“

Politisch sieht sie sich als „Verbinderin“, wobei sie diese Funktion jetzt an der Spitze der Stadt wahrnehmen muss. Völkl ist jedenfalls überzeugt, dass trotz der neuen Voraussetzungen in der Stadt alle an einem Strang ziehen werden: „Die Politik muss sich wieder mit der Politik beschäftigen und nicht mit Nebenschauplätzen.“

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Vizepräsidentinnen

Dass Frauen in der Kommunalpolitik in die Führungspositionen drängen, beweist auch der Gemeindebund. Dort wurden sogar die Statuten geändert, damit auch Frauen im Präsidium Einzug finden können. Mit den Bürgermeisterinnen Sonja Ottenbacher (ÖVP) aus Stuhlfelden (Salzburg) und Roswitha Glashüttner (SPÖ) aus Liezen (Steiermark) wurden nun diese Funktionen besetzt.

„Wir sind sehr dankbar, dass endlich auch Frauen gehört werden“, sagt Ottenbacher dazu. Eine Änderung, die sie sich durch ihr Engagement erwarten: „Eine bessere Gesprächskultur.“

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