Chronik/Österreich

Österreich von "sieben hoch riskanten" AKW umgeben

Das slowakische Atomkraftwerk Mochovce steht bereits seit Jahren im Visier österreichischer Kritik, weil das nur 100 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernte Kraftwerk trotz Protesten weiter ausgebaut wird.  Bereits in drei Monaten soll der Reaktorblock drei hochgefahren werden. Immer wieder kam es bei dem Bau in den vergangenen Jahren zu Problemen.

Nun haben  sogenannte „Whistleblower“ schwere Sicherheitsmängel beim slowakischen Atomkraftwerk (AKW) Mochovce aufgedeckt: Ingenieure, die mit Arbeiten an dem Reaktor zu tun hatten, informierten die  Umweltschutzorganisation Global 2000, dass bei Bauarbeiten am Block 3 die Wand eines sogenannten Druckabbauturms beschädigt worden sein soll. Unzählige Bohrlöcher für Befestigungen wurden ungezielt gesetzt und könnten sogar die Stahlbewehrung beschädigt haben. Nun weiß niemand, ob der im Ernstfall seine Aufgabe erfüllen kann oder im Fall einer Erschütterung zusammen bricht.

Dabei ist das nicht der erste Skandal in der Geschichte der Anlage. Erst 2017 deckte Global 2000 auf, dass der Fluss Hron, ein Nebenfluss der Donau, in den das Kühlwasser des AKW eingeleitet wird, gleich zwei Strahlen-Grenzwerte überschritten hat. Aktivisten entnahmen Flusswasserproben und ließen sie in Österreich untersuchen. Damals stellte sich heraus, dass der Grenzwert für Trinkwasser um das 13-Fache überschritten wurde. Zwar wird der Fluss nicht zur Trinkwasserversorgung, wohl aber zum Angeln und Baden genutzt. Mehrere Störfälle sind ebenfalls bereits passiert.

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„Dabei darf man aber nicht nur nach Osten schauen. Österreich ist umringt von Kraftwerken.  Nahe der Schweizer Stadt Bern steht beispielsweise ein besonders gefährdeter Reaktor. Er ist der letzte in Europa, der nach dem Prinzip jenes in Fukushima erbaut wurde. Außerdem steht er unterhalb eines Staukraftwerkes. Wenn der Damm bricht, wird das Atomkraftwerk überschwemmt“, warnt Atomexperte Reinhard Uhrig von Global 2000.

In einer Entfernung von 150 Kilometern ab der Grenze ist Österreich von zwölf Atomkraftwerken umringt, von denen sieben als hoch riskant gelten. Etwa auch jener im slowenischen Krsko, der auf einer Erdbebenlinie errichtet wurde. Dazu kommt in der Zukunft  ein in Tschechien geplantes Atommüllendlager. Insgesamt sind für diese Kraftwerke rund um Österreich Dutzende von Störfällen dokumentiert.
Die Position der österreichischen Politik ist klar: Sie stehen für atomfreie Energiepolitik.

Niederösterreichs Landesvize Stephan Pernkopf sagt: „Das Kernkraftwerk Mochovce ist ein Risiko für die österreichische Bevölkerung, die neuen Reaktoren 3 und 4 sind nach völlig veralteten Standards erbaut worden. Europa muss raus aus der Atomkraft.“

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„Ich habe die  Berichte von Augenzeugen und Whistleblowern mit großer Besorgnis zur Kenntnis genommen. Für mich ist klar: So geht das nicht! Wenn diese Berichte den Tatsachen entsprechen, können diese Reaktoren nicht ans Netz gehen“, sagt Umweltministerin Elisabeth Köstinger, die Atomkraft für keine Technologie der Zukunft hält.  „Die Kernenergie ist aus österreichischer Sicht weder eine nachhaltige Form der Energieversorgung, noch stellt sie eine tragfähige Option zur Bekämpfung des Klimawandels dar“, betont Köstinger. Auch die SPÖ, FPÖ, Liste JETZT und Grüne forderten einen sofortigen Baustopp.

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„Erstmals seit Fukushima sollen mit Mochovce 3+4 in Mitteleuropa wieder zwei Kernkraftreaktoren in Betrieb gehen. Ein Reaktor, der konzeptionell aus den 70er-Jahren stammt und nicht sicher ist", sagt Renate Brandner-Weiß, Sprecherin der seit Jahren gegen Atomkraft engagierten Gruppe „Waldviertler Energiestammtisch“.

Eine neue Informationsplattform der Initiative - www.KERNfragen.at - bietet aktuelle Infos zum Thema an.

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