Neue Messungen zeigen: Österreichs Mittelpunkt ist immer steirisch
Bürgermeister Roland Raninger nimmt es sportlich, zwangsläufig: Neuere Berechnungsmethoden weisen zwar seiner Gemeinde Stainach-Pürgg aus, geografischer Mittelpunkt Österreichs zu sein. Allerdings, und das ist der Haken an dieser speziellen Ehre, liegt dieser Punkt auf einem Privatgrundstück – noch dazu auf rund 1.800 Meter Höhe.
„Da ist es relativ steil, da braucht man dann schon ein Konzept, weil man ja Wanderer nicht einfach so dort vorbei schicken könnte“, überlegt Raninger.
Sein Amtskollege aus Bad Aussee, Franz Frosch, hat es da schon leichter: Bereits seit 1949 gilt der Ort im Salzkammergut als Mittelpunkt Österreichs, ausgewählt nach einem Preisausschreiben und bestätigt durch ein Gutachten der Universität Wien.
Imposanter Stein
Die Ausseer stellten einen imposanten Stein aus Marmor auf, der diesen Mittelpunkt markiert. Praktischerweise liegt der Punkt im Kurpark im Flachland und nicht im Gebirge wie jener in Stainach-Pürgg. Zudem ließen sich die Ausseer den Begriff „geografischer Mittelpunkt Österreichs“ als Marke schützen.
Verschiedene Berechnungsarten können unterschiedliche Ergebnisse bringen, gibt das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen zu bedenken: „Die Frage nach dem geografischen Mittelpunkt ist nicht eindeutig abschließend beantwortbar.“ Während für Bad Aussee der sogenannte Schwerpunkt mit manuellen Methoden ermittelt wurde, nützte man später Koordinaten der Staatsgrenzen – und der Schnittpunkt lag in Stainach-Pürgg. „Für uns ändert das aber wenig“, überlegt der Bad Ausseer Bürgermeister Franz Frosch. „Die Marke ist geschützt, wir lassen den Stein natürlich stehen.“ Sein Kollege Raninger aus Stainach-Pürgg hat damit kein Problem, im Gegenteil. „Wir haben uns ja nie um den Titel gematcht.“ Zumal die Orte im selben Bundesland (Steiermark), im selben Bezirk (Liezen) und in derselben Tourismusregionen (Schladming-Dachstein) liegen.
Einige andere Bundesländer zelebrieren ihren Landesmittelpunkt ähnlich, so steht etwa ein Mittelpunktstein in Frankenau-Unterpullendorf im Burgenland, Niederösterreich hat einen Themenwanderweg rund um seinen Mittelpunkt, Kapelln im Bezirk Sankt Pölten-Land, ausgedacht. Zurück zum Mittelpunkt Österreichs: „Wir überlegen natürlich, was wir damit machen, wir haben das am Radar“, versichert Raninger.“
Gemeinsamkeiten
Ein Stein wie in Bad Aussee werde es aber wohl kaum werden, schon wegen der anderen geografischen Voraussetzungen. Immerhin, beide Gemeinden haben etwas gemeinsam: „Wir freuen uns, dass die Medienlandschaft das aufgegriffen hat“, schmunzelt Raninger.