Neue Farbe, neue Wege: Grazer Radfahrer sehen künftig blau
Rund 120 Kilometer misst das Radwegenetz in Graz zurzeit. Klingt beachtlich, muss aber relativiert werden, denn nur ein Teil davon sind echte Radwege. Die meisten Strecken finden sich auf Mischflächen, die sich Radler etwa mit Fußgängern teilen müssen oder auf markierten Radstreifen am Rand von Fahrbahnen.
Nun soll aber die Radoffensive „in die Gänge kommen, im wahrsten Sinn“ wie Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) am Mittwoch betont: Bis 2030 wollen Stadt Graz und Land Steiermark jeweils 50 Millionen Euro in den Ausbau der Infrastruktur für Radfahrer investierten. Heuer sind aber erst einmal zehn Millionen Euro vorgesehen, eine Summe, die sich die beiden Gebietskörperschaften teilen.
Verkehrsberuhigte Innenstadt
An die zehn Kilometer Radwege sollen in diesem Jahr dazukommen, vor allem auch vielfach lange von Radlobbys geforderte Lückenschlüsse. Darunter befindet sich etwa ein rund einen Kilometer langes Stück in der Innenstadt entlang der Mur zwischen Kepler- und Tegetthoffbrücke: Bisher mussten sich Fußgänger und Radler einen schmalen Streifen teilen, künftig werden sie jeweils eigene Bereiche haben. Dafür fallen freilich einige Stellplätze für Autos am Kaiser-Franz-Josefs-Kai weg.
Das passt zur Strategie der Rathauskoalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ, die seit sechs Monaten im Amt ist: Der Individualverkehr soll so weit wie möglich reduziert, die Innenstadt verkehrsberuhigt werden. „Aktive Mobilität hat Priorität“, begründet Schwentner. „Radwege werden nie auf Kosten des öffentlichen Verkehrs oder von Fußgängern gebaut.“
Ein neues Leitsystem
Verkehrsteilnehmer werden sich zudem auf eine andere Farbe einstellen müssen. Stadt und Land schaffen auch ein neues Leitsystem für einige Straßenzüge, etwa der stark von Autos befahrenen St.-Peter-Hauptstraße. Das bringt ein neues Radlerpiktogram sowie blaue Farbe auf dem Boden: Wo keine räumliche Abtrennung vom Kfz-Verkehr möglich ist, sollen blau gestrichene Mehrzweckstreifen den Radfahrern mehr Sicherheit und Sichtbarkeit geben. Allein in der St. Peter Hauptstraße geht es um rund zwei Kilometer, die neu gefärbt werden.
Schwentner hofft, dass Graz damit „dem Ruf als Fahrradstadt gerecht bleibt“. Ihr Mitspieler im Land, SPÖ-Vizelandeshauptmann Anton Lang, betrachtet die Maßnahmen auch als „wesentlichen Beitrag für mehr Klimaschutz“: Die Radwegoffensive ende nicht an der Stadtgrenze, auch steiermarkweit soll der Ausbau forciert werden. In Graz kommt das Radfahren im Alltag übrigens gut an: Die am Dienstag veröffentlichte Mobilitätserhebung weist für 2021 einen Radleranteil von 20,3 Prozent aus.