Chronik/Österreich

Nach Anleitung zu Impf-Umgehung: AGES zieht Callcenter-Mitarbeiterin ab

Zu äußerst fragwürdigen Auskünften hat sich eine Mitarbeiterin der Coronavirus-Infohotline der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, kurz AGES, hinreißen lassen. Die Frau erklärte einem offensichtlich ungeimpften Anrufer - mehr oder weniger durch die Blume - wie er sich dem Stich entziehen kann. 

Zu hören ist das auf einem Video-Mitschnitt des Gesprächs, der auf Twitter geteilt wurde und in einschlägigen Telegram-Gruppen kursieren soll.

Bei dem Anrufer handelt es sich um einem Mann, der wie von der Regierung angekündigt eine Aufforderung zum Impfen samt Termin in der Impfstraße Ried im Innkreis erhalten hat. Dem wollte er offenbar entgehen und rief deshalb bei der Coronavirus-Infoline der Ages an.

Tipps aus dem Callcenter

Dort gelangte er an eine Mitarbeiterin, die nach eigenen Angaben in einem deutschen Callcenter saß. Bei ihr erkundigte er sich danach, wie er an eine Impfbefreiung kommen könne - und erhielt von ihr durchaus praktische Tipps. 

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"Man muss einen Arzt finden, der Ihnen das ausstellt und dafür sind die Amtsärzte zuständig", sagt die Frau. "Aber es gibt natürlich auch Ärzte, die sich dafür entschieden haben, gar nicht zu impfen. Und da hat man vielleicht eine Chance, eine Impfbefreiung zu kriegen."

Im weiteren Verlauf des Gesprächs betont die Mitarbeiterin noch, dass es für die Impfpflicht ja noch gar keine gesetzliche Grundlage gebe. "Ich würde es auf mich zukommen lassen und schauen, ob die Impfpflicht rechtlich überhaupt durchgeht", sagt sie etwa. 

Der Mann zeigt sich erfreut über diese Auskunft und bedankt sich mehrmals bei der Frau. 

"Schweres Fehlverhalten"

Bei der AGES habe man am Montag von dem Mitschnitt Kenntnis erlangt, heißt es auf KURIER-Anfrage. Die Mitarbeiterin habe sich in dem Telefonat "nicht an den vorgegebenen Prozess" gehalten und sich zu "persönlichen Aussagen und erweiterten Auskünften" hinreißen lassen. "Sie weicht in ihren Auskünften von den von der AGES qualitätsgesicherten Informationen trotz eindeutiger Vorgaben deutlich ab."

Die AGES distanzierte sich von diesen Aussagen. Aufgrund ihres "schweren Fehlverhaltens" sei die Frau mit sofortiger Wirkung von der Corona-Infoline abgezogen worden. 

Für alle Mitarbeiter des Callcenters habe man umgehend eine Nachschulung durchgeführt und zur Unterstützung in der aktuellen Situation erweiterte Coachings im Umgang mit steigenden Provokationen und Anfeindungen sowie ein Supervision-Angebot eingerichtet. 

50.000 Anrufe pro Tag

In dem deutschen Callcenter ist der Mann übrigens deshalb gelandet, weil die AGES die vielen Anfragen nicht alleine bewältigen kann. 

Aufgrund der großen Nachfrage aus der Bevölkerung mit Spitzen von bis zu 50.000 Anrufen pro Tag habe man zusätzlich auf ein externes Callcenter mit Firmensitz in Salzburg und mehreren Standorten in Österreich zurückgegriffen, so die AGES.

Bei extremer Auslastung und zu geringer Verfügbarkeit von Call-Center-Mitarbeiter in den Standorten in Österreich betraue dieses externe Callcenter weitere Mitarbeiter, die sich in Deutschland befinden.