Mohamed Mahmoud: Lebenszeichen des totgeglaubten Austro-Terroristen
"Austro-Dschihadist Mohamed Mahmoud ist tot." So titelten im November 2015 Boulevardmedien. Auch verschiedene Experten – von renommiert bis äußerst dubios – berichten das bis heute. Selbst Geheimdienste wollten zuletzt weder bestätigen, dass Mahmoud lebt, noch dass er gestorben ist. Doch nun gibt es offenbar das erste bestätigte Lebenszeichen seit dem angeblichen Raketenangriff auf ihn. Der 31-jährige Salafist hat die Todesnachricht offenbar genutzt und arbeitet seither im Verbogenen. Auch gibt es mögliche Verbindungen zu einem geplanten Terroranschlag in Deutschland und zu jenen Terrordrohungen, die gegen prominente muslimische Vertreter in Österreich ausgesprochen wurden.
Propagandastelle
Das Magazin wird von der Medienstelle al-hayat der Terror-Miliz "Islamischer Staat" im syrischen Rakka herausgegeben. Mahmoud gilt als Architekt dieses IS-Propagandaarms. Die letzte Ausgabe von Dabiq erschien im Juli 2016 – zwei Wochen nachdem Mikail S. verhaftet wurde.
Spur nach Essen
Der Terrorist hat offenbar via Internet bzw. Messengerdienste mehr oder weniger regen Kontakt zu Salafisten in Europa. Zuletzt tauchte sein Name in einem Bericht des deutschen Tagesspiegel rund um einen geplanten Anschlag auf ein Essener Einkaufszentrum vor eineinhalb Wochen auf. Die zuständige Staatsanwaltschaft bestritt damals aber gegenüber dem KURIER vehement, dass es da einen direkten Kontakt zu Mahmoud gab.
Die Staatsanwaltschaft Wien wirft dem Salafisten aktuell achtfachen (statt zunächst neunfachen) Mord und Mitgliedschaft in einer Terrorvereinigung vor.
Mohamed Mahmoud wird im Juni 1985 in Wien als erster Sohn des Imams Sami Mahmoud geboren. Dieser lehrt in der rund 240 Quadratmeter großen Sahaba-Moschee in der Lindengasse – in einem Haus, das einem oscarnominierten Österreicher gehört. Über die Rolle, die der Vater damals spielt, gibt es unterschiedliche Aussagen. Die einen halten ihn für radikal, sogar eine Mitgliedschaft in der Muslimbruderschaft wird ihm unterstellt. Er selbst zeigte dem KURIER Pamphlets, in denen er Osama bin Laden ebenso verurteilt wie die Muslimbrüder. Er bestreitet entschieden, jemals ein Radikaler oder Muslimbruder gewesen zu sein.
Erste Drohvidoes
Ab 2006 versucht er Journalisten zu kontaktieren, im ORF outet er sich als Urheber eines Drohvideos und gerät so ins Visier der Polizei. Es wird ein "Trojaner" eingesetzt, um seinen PC auszuspionieren. Als er Infos zu einem Terroranschlag während der EURO 2008 sammelt, wird er verhaftet. Nachdem er zu vier Jahren Haft verurteilt wird, versuchen die Entführer zweier Österreicher in der Sahara, ihn freizupressen.
Bereits in Haft knüpft Mahmoud Kontakte zum deutschen Rapper "Deso Dogg" (alias Daniel Cuspert). Sie gründen die Salafistensekte Millatu Ibrahim, die in Deutschland verboten wird. Doch seither gilt Mahmoud als Popstar der Szene.