Chronik/Österreich

Menschenhandel-Prozess: Junger Bulgarin Salzsäure ins Auge getropft

Mit dem Schicksal einer jungen Bulgarin, die im Frühjahr 2017 nach Wien gekommen war, um sich eine bessere Existenz aufzubauen, und die statt dessen in die Fänge eines mutmaßlichen Menschenhändlers geriet, muss sich am Dienstag ein Schöffensenat am Landesgericht auseinandersetzen.

Der Angeklagte - ein 41-jähriger Bosnier - soll die Frau zunächst für sich arbeiten haben lassen und ihr später in versicherungsbetrügerischer Absicht Salzsäure ins linke Auge geträufelt haben.

Als Arbeitsunfall deklariert

Laut Anklage hatte der 41-Jährige ohne Wissen der jungen Frau, die der deutschen Sprache nicht mächtig war und die nicht lesen kann, mehrere Unfallversicherungen abgeschlossen. Nachdem er sie eine Zeit lang für Tätigkeiten eingesetzt hatte, mit denen er Geld verdiente - dabei handelte es sich der Staatsanwaltschaft zufolge weitgehend um betrügerische Machenschaften - , soll er im Juni 2018 die Frau gezwungen haben, sich auf den Boden zu legen, um ihr das Auge zu verätzen.

Danach brachte er sie ins Spital und behauptete, beim Putzen wäre ihr Reinigungsmittel ins Auge gelangt. Damit nicht genug: drei Wochen später fuhr er mit der Bulgarin nach Ungarn, wo er sie gemeinsam mit einem unbekannten Mittäter an eine Tür gefesselt und ihr den Daumen der linken Hand abgehackt haben soll. Das deklarierte er als Arbeitsunfall, wofür er von drei Versicherungen insgesamt 25.000 Euro kassierte.