Ludwig siegt bei seiner ersten Wahl, Totalabsturz für die FPÖ und Strache
Es war ein Abend mit vielen Siegern: Die SPÖ konnte den ersten Platz mit Zugewinnen verteidigen, ÖVP, Grüne und Neos legten zu. Und selbst die FPÖ könnte trotz massiver
Verluste noch einen kleinen Grund zur Freude haben – nämlich dann, wenn der größte Kontrahent, Heinz-Christian Strache, den Einzug in den Gemeinderat verfehlt.
Präzise Aussagen über das Wahlergebnis waren am Sonntagabend noch nicht möglich, zu hoch ist der Anteil an Wahlkartenwählern. Deren Stimmen werden erst bis Dienstag ausgezählt. Die Wahlbeteiligung lag bei Redaktionsschluss bei 62,5 Prozent. Dennoch lässt der Wahlabend bereits erste Schlüsse zu.
SPÖ ist klarer Sieger
Die SPÖ unter Michael Ludwig konnte nicht nur – wie erwartet – den ersten Platz verteidigen, sondern sogar an Prozentpunkten zulegen: Bei seinem ersten Antritt schafft Michael Ludwig rund 42 Prozent, das ist mehr als das letzte Ergebnis von Amtsvorgänger Michael Häupl.
Gebremste Freude bei ÖVP
Die ÖVP legt kräftig zu und schafft es auf den zweiten Platz – ganz zufrieden kann man mit dem (Zwischen-)Ergebnis wohl dennoch nicht sein. Die hohen Zugewinne sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass man vom historischen Tiefststand aus startete. Das Wahlziel, den Wert von 2015 (9,2 Prozent) zu verdoppeln, könnte man aus heutiger Sicht nach Auszählung der Wahlkarten noch knapp verfehlen.
Bestes Ergebnis für Grün
Die Grünen legen zu und dürften zumindest eines ihrer beiden Wahlziele erreichen: Sie werden wohl ihr bisher bestes Ergebnis in Wien einfahren – oder die bisherige Bestmarke aus dem Jahr 2005 zumindest egalisieren. 2015 kam die Partei auf 11,8 Prozent. Ob die Grünen vollends zufrieden sein können, entscheidet sich wohl erst in einigen Wochen: Das erklärte Ziel ist der Verbleib in der Stadtregierung. Ob Rot-Grün in die Verlängerung geht, entscheidet nun aber vor allem SPÖ-Chef Michael Ludwig.
Neos könnten FPÖ überholen
Die Pinken legten zu – und könnten überraschend sogar die FPÖ in der Wählergunst überholen. Bei vergangenen Wahlen waren die Neos bei Briefwählern stark, das könnte ihnen zugutekommen. Die Neos haben sich im Wahlkampf überraschend früh als kleiner Koalitionspartner der SPÖ angeboten. Lange war unklar, ob sich eine gemeinsame Mehrheit rechnerisch ausgeht. Zumindest das ist nach dem Wahlabend fix.
FPÖ bricht ein
Ein klarer Absturz wurde der FPÖ immer prognostiziert. Dass er so deutlich ausfiel, überraschte dann aber. Die Freiheitlichen wollten zumindest ein zweistelliges Ergebnis erreichen – das ist, unabhängig von den Wahlkarten, wohl nicht mehr möglich.
Mehrere Koalitionen möglich
Wie es weitergeht, darüber entscheidet Wiens SPÖ-Chef Michael Ludwig: Er kann aus drei realistischen Koalitionsvarianten wählen. Möglich wären neben der Fortsetzung von Rot-Grün auch Rot-Türkis oder die gänzlich neue Variante Rot-Pink. Ludwig hielt sich am Wahlabend (wie während des gesamten Wahlkampfs) alle Optionen offen. Dass er so viele Möglichkeiten hat, stärkt ihn in den Verhandlungen.