Lehrer und Schüler beklagen holprigen Start ins Schuljahr
Logistische Probleme bei den Coronatests, schlecht erreichbare Gesundheitsbehörden und verbesserungswürdige Kommunikation mit den Eltern haben für einen holprigen Start in das neue Schuljahr gesorgt. Schüler- und Lehrervertreter begrüßen gegenüber der APA zwar, dass die nun eingesetzten aussagekräftigeren PCR-Tests für mehr Sicherheit sorgen sollen - "aber dafür müssen sie auch funktionieren", betont der oberste Wiener Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG).
Am 6. September sind die Kinder und Jugendlichen in Ostösterreich mit einer dreiwöchigen Sicherheitsphase mit drei Coronatests pro Woche ins neue Schuljahr gestartet, seit diesem Montag läuft der Schulbetrieb wieder in ganz Österreich. Neu bei der aktuellen Teststrategie ist der Einsatz der aussagekräftigeren PCR-Tests (in Wien zweimal, in den anderen Bundesländern mindestens einmal pro Woche). Und hier hat es in den ersten Tagen in vielen Regionen Österreichs Probleme gegeben.
"Es gibt logistische Probleme in der Zulieferung, der Abholung, in den Laboren, bei den Rückmeldungen - das hat alles nicht besonders gut funktioniert", beklagt der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG), Vorsitzender der ARGE Lehrer in der GÖD, gegenüber der APA. An manchen Standorten habe das durchaus für Chaos gesorgt.
Das bestätigt auch der Wiener Lehrervertreter Krebs: Sowohl beim vom Bund organisierten PCR-Testprogramm "Alles spült", das in den Wiener Volksschulen und in den übrigen Bundesländern bei allen Schülern zum Einsatz kommt, als auch beim Wiener Programm "Alles gurgelt", bei dem die Schüler sich daheim testen und ihren Test entweder in der Schule oder anderen Abgabestellen in eine Box einwerfen, gebe es auch in Schulwoche zwei noch Probleme. "Es ist katastrophal." In einem Fall seien 70 Tests nicht abgeholt, im Schulergebnis aber als negativ ausgewiesen worden.
Am PCR-System festhalten
Teilweise kämen die Ergebnisse erst nach zwei Tagen und seien damit unbrauchbar, berichtet auch Pflichtschul-Elternvertreter Paul Haschka der APA. Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek von der ÖVP-nahen Schülerunion ortet dabei Unterschiede zwischen den Bundesländern. Während es etwa in Wien nicht so gut klappe, bekomme sie aus Niederösterreich gute Rückmeldungen.
Am System der zusätzlichen PCR-Tests will sie freilich ebenso wie die Lehrervertreter festhalten. Diese würden für zusätzliche Sicherheit sorgen, so Bosek, sie machten das System aber eben auch komplizierter. Laut Bildungsministerium funktioniert das PCR-Testsystem an den Schulen übrigens überwiegend gut, 95 Prozent der Tests seien ausgewertet worden.
Erstaunlich schlecht funktioniert laut Lehrern und Schülern auch wieder die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden eineinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie. Die Behörden seien schlecht erreichbar, die Entscheidungen dauerten lange und würden bei vergleichbaren Fällen unterschiedlich ausfallen, berichtet Kimberger. Die Gewerkschaft habe deshalb auch schon in mehreren Fällen im Bildungsministerium interveniert.
Bei Infektionsfällen gebe es teilweise am späten Nachmittag noch immer keine Rückmeldung, berichtet Krebs aus Wien. Und so würden Direktionen die Schüler fallweise anweisen, zur Sicherheit am nächsten Tag daheimzubleiben - auch wenn es gar nicht ihre Kompetenz sei, gesundheitsbehördliche Entscheidungen zu treffen. Die im vergangenen Schuljahr nach vielen Beschwerden eingerichtete "Fastlane" der Schulen zu den Gesundheitsbehörden funktioniere jedenfalls nicht wirklich. "Die Schulen hängen in vielen Bundesländern in der Luft", sagt Bundesschulsprecherin Bosek.
Von Eltern kommen gegenüber der APA wiederum Klagen, dass Schulen im Fall von Infektionen teilweise nur sehr mangelhaft informiert würden. Für Elternvertreter Haschka hat das allerdings weniger mit Corona zu tun als mit einer generellen Geringschätzung der Eltern durch das Schulsystem. Ihm bereitet ohnehin mehr Sorgen, dass durch den Fokus auf das Testen oder Neuerungen wie die günstigen Laptops für Schüler die Pädagogik auf der Strecke bleiben könnte. "Wir wollen, dass die Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt stehen, nicht Corona und nicht die Computer", so sein Appell.
Auch Lehrervertreter Krebs plädiert dafür, dass die Schulen sich wieder stärker auf die inhaltliche Arbeit mit den Kindern konzentrieren können sollten. Dafür brauche es aber mehr Unterstützung durch Verwaltungspersonal bei der Testabwicklung und durch medizinisches Personal, Schulärzte gebe es in Wien nämlich viel zu wenige.
Bosek fordert unterdessen mehr Aufklärung zur Impfung: Geht es nach ihr, sollten Schulärzte alle Klassen aufsuchen und die Schüler über die Impfung informieren. Dasselbe müsse bei den Elternabenden bei den Erziehungsberechtigten gemacht werden. Und auch die Impfquote bei den Lehrern müsse noch steigen, fordert sie. Immerhin könnten sich die Schülerinnen und Schüler nicht aussuchen, mit wem sie sich die Klasse teilen.