US-Skiteam trauert um Sportler
Von Christian Willim
In Tirol hat die Lawinengefahr am Dreikönigstag gebietsweise die Stufe "4" der fünfteiligen Skala erreicht. Die Experten des Landes rieten unerfahrenen Wintersportlern, die gesicherten Pisten nicht zu verlassen.
Am Montag hatte vor allem ein Lawinenabgang mit tragischen Folgen die Bergretter in Atem gehalten: Im Ötztal starben zwei junge Nachwuchsskifahrer des US-Skiteams.
Am Anfang der Karriere
Sie standen noch am Anfang ihrer Ski-Karriere und galten als große Talente. Am Montag bezahlten Bryce Astle (19) und Ronnie Berlack (20) ihre Leidenschaft für den Schnee mit ihrem Leben. Die beiden Nachwuchshoffnungen des US-Skiteams fuhren im Skigebiet von Sölden gegen 10 Uhr im Bereich des Gaislachkogel gemeinsam mit vier weiteren Kameraden in einen Tiefschneehang ein. Die Gruppe löste eine massive Lawine aus, die Astle und Berlack mitriss und begrub. „Zeugen, die zuvor im Nahbereich abgefahren sind, haben die Rettungskette in Gang gesetzt und sofort mit dem Sondieren begonnen“, erzählt Martin Wieser von der Polizeiinspektion Sölden. Doch jede Hilfe kam zu spät.
Das US-Herrenteam erreichte die tragische Nachricht in Zagreb, wo heute der Weltcup-Slalom über die Bühne gehen soll. „Der Schock sitzt natürlich tief“, berichtete der bestürzte Alpindirektor Patrick Riml. Seine Heimatgemeinde Sölden ist die europäische Trainings-Homebase der US-Nationalmannschaft. „Die Jungs sind am 2. Jänner angekommen und hätten dann bei FIS-Rennen starten sollen“, erzählt der Tiroler. Beide hätten Chancen auf eine Teilnahme bei den Junioren-Weltmeisterschaften gehabt.
Kein lokales Wissen
Die jungen Amerikaner starben auf einer beliebten Variantenabfahrt. Die Schneemassen gingen auf die wegen Lawinengefahr gesperrte Piste 30 nahe der Rettenbachbrücke ab und verschütteten Astle und Berlack drei bzw. vier Meter tief. Sie waren ohne Lawinenpieps unterwegs und konnten erst nach mehr als einer halben Stunde geborgen werden. Unklar ist, warum sich die Gruppe trotz Lawinenwarnstufe 3 in den Hang gewagt hat. „Sie waren heiß aufs Skifahren und wollten ein bisschen powdern gehen“, vermutet Riml. Die Burschen hätten jedoch kein detailliertes Wissen vom Gelände gehabt. Ihre Kollegen wurden vom Kriseninterven- tionsteam betreut.
Die Todesnachricht hat auch die Stars des US-Skiteams betroffen gemacht. „Die Top-Athleten, wie zum Beispiel Ted Ligety, trainieren gemeinsam mit den Jungen und haben oft ein sehr nahes Verhältnis zu ihnen“, erzählt Riml, der seinen Fahrern freistellen will, ob sie heute in Zagreb an den Start gehen oder nicht.
Zahlreiche Lawinen
Die Bergretter standen am Montag in Tirol im Dauereinsatz. Mehrere Lawinen gingen ab. Ebenfalls im Ötztal wurde mittags ein Snowboarder im freien Skiraum von einer Lawine mitgerissen und verschüttet. Das Unglück ereignete sich im Königstal bei Obergurgl auf 2200 Metern. „Zwei Kollegen konnten den Verschütteten orten und befreien. Nach einer kurzen Versorgung durch den Notarzt war er wieder ansprechbar“, berichtet Alpinpolizist Wieser, der auch bei diesem Unglück im Einsatz war. Am späten Nachmittag beobachtete die Pistenrettung Obergurgl einen weiteren Lawinenabgang, bei dem ebenfalls zwei Personen im freien Gelände verschüttet worden sein sollen.
„Die Lage ist heikel. Wer sich nicht auskennt, sollte auch in den nächsten Tagen lieber auf der Piste bleiben“, rät Rudi Mair vom Lawinenwarndienst Tirol. Eine Entspannung sei nicht in Sicht, eher das Gegenteil.
Wettervorschau
Am Dienstag breitet sich der Hochdruckeinfluss auf das ganze Bergland aus. In den meisten Gebirgsgruppen überwiegt von der Früh weg der Sonnenschein, nach Westen zu gibt es sogar strahlend blauen Himmel. Vom Toten Gebirge und den Rottenmanner Tauern ostwärts bis zum Semmering halten sich zunächst noch dichtere Wolken mit letzten Schneeflocken, hier lockert es meist bis Mittag auf und es wird zunehmend sonnig. Der Nordwind lässt nach, nach Osten zu weht er noch lebhaft bis kräftig. Die Teemperaturen am Berg werden wieder angenehmer, in 2000m Höhe hat es zu Mittag zwischen -8 am Schneeberg und +2 Grad am Arlberg.
Schneekettenpflicht in NÖ
In Niederösterreich besteht heute, Montag auf insgesamt elf Straßenabschnitten (Landesstraßen B und L) Kettenpflicht: für alle Kfz auf der L 7133 von Gut/Steg bis Maria Laach, für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen auf der B 18 am Gerichtsberg, auf der B 20 in Annaberg, auf der B 20 in Josefsberg, auf der B 21 am Ochsattel, auf der B 21 am Gscheid, auf der B 21 am Rohrerberg, auf der B 23 am Lahnsattel, auf der B 71 am Zellerain und auf der L 5217 von Kirchberg bis Lilienfeld sowie für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen auf der L 175 von Trattenbach bis zur Landesgrenze.
Mit Schneeverwehungen ist abschnittsweise im Raum Eggenburg, Tulln, Geras, Wolkersdorf, Aspang, Gloggnitz, Gutenstein, Neunkirchen, Kirchberg an der Pielach, Lilienfeld, Melk, Gaming, Haag, St. Peter/Au, Scheibbs, Waidhofen an der Ybbs, Groß Gerungs, Krems, Langenlois, Ottenschlag, Ravelsbach, Pöggstall, Allentsteig, Dobersberg, Gföhl, Raabs an der Thaya und Zwettl zu rechnen. Generell präsentieren sich die Fahrbahnen der Landesstraßen B und L, auf denen Salz gestreut wird, überwiegend salznass bis matschig bzw. in höheren Lagen matschig bis schneebedeckt. Auf den Splittstrecken herrschen im gesamten Landesgebiet Schneefahrbahnen vor. Die erforderliche Räum- und Streueinsätze sind überall im Gange.
Die Neuschneemengen betragen im Waldviertel (Krems, Spitz, Allentsteig, Schrems, Waidhofen an der Thaya) und Weinviertel (Mistelbach, Ravelsbach) jeweils bis zu 10 Zentimetern, im Mostviertel (Lilienfeld) bis zu 20 Zentimetern und im Industrieviertel (Gutenstein) bis zu 30 Zentimetern. Die Temperaturen beliefen sich heute am Morgen zwischen - 4 Grad Celsius in Aspang und + 2 Grad Celsius in Mödling, Baden, Gutenstein, St. Peter/Au, Waidhofen an der Ybbs, Krems und Atzenbrugg.
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