Land Salzburg kauft 520 Hektar Auwald für Naturschutzprojekt
Das Land Salzburg kauft bei Anthering (Flachgau) 520 Hektar Auwald und vergrößert damit die Fläche des Naturparks Salzachauen auf insgesamt 820 Hektar. Der Kaufpreis an den Grundeigentümer und Unternehmer Maximilian Mayr-Melnhof liegt inklusive Nebenkosten bei 37,3 Mio. Euro. Die Verträge sollen noch im Oktober unterzeichnet werden, erklärte LH Wilfried Haslauer (ÖVP) bei einem Pressegespräch am Montag. Der Ankauf und die Renaturierung werden von der EU massiv gefördert.
Haslauer sprach am Montag von einem "Meilenstein für Mensch und Natur", der allerdings erst durch die Verkaufsbereitschaft des Eigentümers der Antheringer Au möglich geworden sei. Mayr-Melnhof hatte sich in der Vergangenheit zwar stets positiv zu dem Projekt geäußert, hatte aber für seine Familie lange kein Geld, sondern einen Grundstücksabtausch gefordert. Bis zuletzt war man jedoch offenbar weit davon entfernt, geeignete Ersatzflächen für ihn zu finden. "Es war keine leichte Entscheidung, aber sie ist getroffen", sagte der Unternehmer und Landesjägermeister schließlich heute - "auch wenn mir Sachwerte lieber gewesen wären."
300 Hektar bereits zuvor angekauft
Von 2015 bis 2021 wurden bereits gut 300 Hektar Wald- und Wasserflächen in der Weitwörther Au bei Oberndorf renaturiert, um einen der artenreichsten Lebensräume des nördlichen Alpenvorlands zu erhalten. "Nun nutzt das Land die historische Gelegenheit, die direkt anschließende Antheringer Au anzukaufen", sagte Haslauer. Der Kaufpreis von knapp über 37 Mio. Euro sei von mehreren Gutachten bestätigt worden. 23 Mio. Euro davon kommen vom Resilienzfonds der EU, zudem laufen Gespräche über weitere 5 Mio. Euro aus dem Biodiversitätsfonds des Bundes. Der Rest werde aus Wertpapieren bestritten, die noch aus der Zeit des Salzburger Finanzskandals stammen, und die sich gut entwickelt hätten, so Haslauer. "Wir kommen ohne Budgetüberschreitung aus."
Das vergrößerte Natura 2000-Gebiet soll nach seiner Fertigstellung zahlreiche nationale und EU-Vorgaben erfüllen und ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen werden. Die Fließgeschwindigkeit der Salzach wird durch eine Aufweitung reduziert. Das soll nicht nur Hochwasser zurückhalten, sondern auch für mehr Geschiebeablagerung sorgen, was die Flusssohle stabilisiert. Neuer Auwald soll CO2 speichern und als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung dienen. Nicht zuletzt erhält das Land Ausgleichsflächen für Bauprojekte im Bereich der Erneuerbaren Energien.
Au absenken
Die Auwälder in Weitwörth und Anthering entlang der Salzach wurden durch die Regulierung des Flusses im 19. Jahrhundert trockengelegt. Wie Naturschutzlandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) heute betonte, werde man für die Renaturierung großflächig die Au absenken und alte Nebenarme wieder an den Fluss anbinden. Darüber hinaus soll die vorherrschende Fichten-Monokultur wieder in natürlichen Auwald umgewandelt werden.
Neben dem Kaufpreis sind 11 Mio. Euro für die Aufweitung der Salzach und den Hochwasserschutz vorgesehen - Mittel, die zur Gänze vom Bund getragen werden. Für die Renaturierung und Naturschutzmaßnahmen sollen weitere 10 Mio. Euro fließen. Dazu soll die EU aus dem LIFE-Fonds, mit dem Umweltmaßnahmen finanziert werden, 60 Prozent beisteuern. Der 40-Prozent-Anteil des Landes ist über den Naturschutzfonds abgedeckt.
Aus für Wildschein-Gatterjagd
Der Verkauf der Au bedeutet auch das Aus für die umstrittene Wildschwein-Gatterjagd in dem eingezäunten Areal. Seit Jahren läuft hier ein Schlagabtausch zwischen dem Verein gegen Tierfabriken (VGT) und Mayr-Melnhof, der nach wie vor für Gerichtsverfahren sorgt. Wie heute bekannt wurde, sollen die Bestände an Schwarz- und Damwild bis Ende 2024 sukzessive auf ein einem normalen Auwald entsprechendes Ausmaß reduziert werden - das wären etwa zwei bis vier Wildschweine pro 100 Hektar, statt der aktuell 130 Tiere (Winterstand). "Das Gatter kommt weg, aber es wird einen Abwehrzaun zu den Wiesen der Nachbarn brauchen, um sie vor Wildschäden zu schützen", betonte Mayr-Melnhof. Zudem hätten an die 30 Bauern Servitutsrechte in der Au, die weiterhin bedient werden müssen - vor allem das Recht auf Entnahme von Brennholz.
Kritik zum Ankauf kam heute von der Opposition im Landtag. Die SPÖ sprach vor einem guten Projekt zum "schlechtest möglichen Zeitpunkt". Die Politik solle sich derzeit darauf konzentrieren, alle Möglichkeiten zu nutzen, damit das Leben für die Bevölkerung bezahlbar bleibt", so Landesparteichef David Egger. Auch für FPÖ-Chefin Marlene Svazek waren heute noch viele Fragen offen. Begrüßt wurde der Schritt des Landes hingegen vom Naturschutzbund.