"Man würde uns vermissen"
Die Lawinenkatastrophe in Galtür 1999, das Inferno der Gletscherbahn in Kaprun 2000, Föhnsturm "Uschi" 2002 und das Hochwasser im Sommer 2013 waren einige der spektakulären Einsätze im Land Salzburg, an denen Soldaten der Struckerkaserne in Tamsweg beteiligt waren. Es waren aber nicht irgendwelche Soldaten, die verkohlte Leichen aus dem Seilbahntunnel am Kitzsteinhorn bargen – es waren Spezialisten eines Katastrophenhilfszugs, der in Eigeninitiative gegründet wurde.
Setzt Verteidigungsminister Gerald Klug seine Sparmaßnahmen um, würde die Einheit aufgelöst. Die rund 70 Bediensteten müssten in umliegende Kasernen übersiedeln. Ein Szenario, das man in der Struckerkaserne nicht kommentieren möchte. Der Salzburger Militärkommandant Heinz Hufler sagt dazu nur, man müsse die politische Entscheidung abwarten.
Spezialisten-Team
Die Landespolitik will – quer durch alle Fraktionen – die Ausdünnung der Infrastruktur nicht hinnehmen. Man fürchtet um den Katastrophenschutz. Tamsweg liegt im Süden des Bundeslandes, weit abgeschieden vom Zentralraum inmitten einer Berglandschaft. Diese geografischen Gegebenheiten waren es auch, die eine Spezialisierung auf Katastropheneinsätze nötig gemacht hätten, erklärt Vizeleutnant Josef Bogensperger: "Die Bevölkerung erwartet von uns, dass wir helfen – und das so schnell und professionell wie möglich. Wir sind für jede Herausforderung, die es hier gibt, bestens ausgebildet und trainiert." Die 30 Mann im Kader sind in vier Bereiche aufgeteilt: Eine alpine Gruppe, eine Forstgruppe, ein Sprengtrupp und eine technische Gruppe, die auf den Umgang mit schwerem Gerät wie Motorseilwinden oder Spezialbohrern geschult ist.
Dieses besondere Engagement laufe aber nur nebenbei, betont Bogensperger. Das Hauptaugenmerk liege auf der Ausbildung militärischer Kräfte. Pro Jahr rücken rund 400 Grundwehrdiener in Tamsweg ein, aktuell nehmen 80 Anwärter an Kursen zur Unteroffiziersausbildung teil. Die Kaserne genieße einen ausgezeichneten Ruf – nicht nur in militärischen Kreisen, sondern auch unter den Zivilisten. "Die Bevölkerung weiß unsere schnelle und vor allem professionelle Hilfe zu schätzen. Unsere Soldaten leben zu einem großen Teil in der Region, sind in Vereinen und Gemeinderäten aktiv", sagt Kasernenkommandant Reinhard Lüftenegger und fügt scherzhaft hinzu: "Ich gehe davon aus, dass man uns vermissen würde, wenn wir nicht mehr hier wären."
Als 2005 erstmals Pläne zur Schließung der Kaserne publik wurden, beteiligten sich rund 7500 Menschen an einer Unterschriftenaktion. Und das bei einer Einwohnerzahl von rund 20.000 im Bezirk Tamsweg.
Strategie für Erhalt
Jetzt droht der Struckerkaserne erneut das Aus, aber es gibt Hoffnung: Der Tamsweger Bürgermeister Georg Gappmayer hat vergangene Woche mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer die Strategie zur Rettung der Kaserne festgelegt. Wie diese aussehen soll, verraten beide nicht. Man vertraue darauf, dass die Argumente für den Erhalt vom Ministerium gewürdigt werden, heißt es aus dem Büro Haslauer. Gappmayer dazu: "Wir geben uns nicht geschlagen. Der Lungau braucht seine Soldaten."