Chronik/Österreich

Kärnten will die Tourismus-Saison verlängern

Die Kärnten Werbung hat am Freitag eine Kampagne für den Herbst vorgestellt, mit der auch nach dem Sommer Gäste ins südlichste Bundesland gelockt werden sollen. 1,2 Mio. Euro werden zusätzlich investiert, darüber hinaus sollen Hotels, Gastronomiebetriebe und Ausflugsziele länger als sonst geöffnet bleiben, man strebt eine verlängerte Saison bis 31. Oktober an.

Was man in Kärnten seit Jahren versucht - nämlich die Sommersaison merkbar in den Herbst zu verlängern - könnte heuer ausgerechnet durch die Coronakrise gelingen. "Wir haben aber schon vorigen Dezember die Planungen für den Herbst aufgenommen, da hatten wir schon das Ziel, den Impuls zu nutzen, der durch die Herbstferien entsteht", erklärte Christian Kresse, der Geschäftsführer der Kärnten Werbung, vor Journalisten. Corona hätte aber sehr wohl eine zusätzliche Wirkung gehabt.

Kampagnenstart mit September

Als Anschub für den Herbst soll nun die Kampagne dienen, die mit 1. September startet, und bei der vor allem die "Nah-Märkte" im Fokus stehen: Eine Onlinekampagne, 300 Fernsehspots in Deutschland und Österreich, 800 Radiospots in Österreich und vor allem Bayern und eine Printkampagne stehen unter anderem an. Außerdem will man Gäste mit Special-Interest-Themen wie Stadt- und Motorradurlaub ansprechen.

Damit diese Kampagne auch Wirkung zeigt, brauche es aber die Bereitschaft der Unternehmer und Ausflugszielbetreiber, auch im Herbst geöffnet zu haben. "Wenn der halbe Ort zugesperrt ist, fühlt man sich als Gast einfach nicht willkommen", formulierte es Josef Petritsch, Spartenobmann Tourismus- und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Kärnten. "Was die Ausflugsziele angeht, so verlängern die meisten Kärnten-Card-Betriebe die Saison. Und im heurigen Herbst schätzen wir, dass wir 30 bis 40 Prozent mehr Bettenkapazität als sonst haben werden", berichtete Kresse über die Rückmeldungen, die er aus der Branche erhalten hat.

Sport und Kulinarik

Damit es sich für die einzelnen Unternehmer rechnet, aufzusperren, brauche es sowohl Betten als auch ein Gastronomie- und Freizeitangebot. Denn ein geöffnetes Ausflugsziel nützt nichts, wenn keine Urlauber da sind - und ein geöffnetes Hotel beherbergt keine glücklichen Gäste, wenn diese in der Region nichts unternehmen können. Aus diesem Grund haben die meisten Tourismusregionen spezielle Herbstprodukte geschnürt, vor allem solche mit den Schwerpunkten Wandern, Kulinarik, Mountainbike und Rad. Auch die Seenregionen möchten sich - bei möglichst stabilem Schönwetter - im Herbst von ihrer besten Seite zeigen.

Wie das funktionieren könnte, erklärte Paula Müllmann, Geschäftsführerin der Nationalpark Region Hohe Tauern anhand des Programms "Mit der Natur auf Tuchfühlung": "Einige hochalpine Hütten bleiben zwar im Herbst nicht geöffnet. Aber andere sehr wohl - ein Argument für sie war, dass wir das Shuttlebus-Service für Wanderer ausgeweitet haben." Generell versuchen viele Unternehmer schlicht und einfach das Minus aus dem Frühjahr wenn schon nicht aufzuholen, dann zumindest abzufedern. Dieses war jedenfalls quer durch die Bank massiv - auch wenn die Kärntner Tourismusbranche im Sommer mit dem sprichwörtlichen "blauen Auge" davonkommen könnte.

Nach dem Herbst bereitet der Winter den Verantwortlichen Kopfzerbrechen, erklärte Petritsch. Leute, die auf Urlaub fahren wollen, gebe es genug - und Fernreisen oder Kreuzfahrten werden wohl oft ausfallen. Hier gelte es einzuhaken und ein Alternativprogramm auf die Beine zu stellen, dabei aber im Hinterkopf zu haben, dass in geschlossenen Räumen die Ansteckungsgefahr natürlich höher ist als im Freien. Wie Petritsch meinte, könnten im heurigen Winter vor allem Städte profitieren, die von Wintersportlern als Basis genutzt werden.

Tirol Tourismusbranche macht Druck

Vertreter der Tiroler Tourismusbranche haben Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) unterdessen aufgefordert, sobald wie möglich umsetzbare Regeln für die anstehende Wintersaison zu definieren. Im Rahmen einer Pressekonferenz am Freitag in Innsbruck drängten WK-Präsident Christoph Walser und die Tourismusobmänner Mario Gerber und Alois Rainer auf eine Freitestung und klare Vorgaben.

"Momentan haben wir 0,0 Prozent Planungssicherheit", beklagte Mario Gerber, Stv. Obmann der Bundessparte Hotellerie und Obmann der WK-Fachgruppe Hotellerie in Tirol: "Wird nicht bald ein umsetzbares Regelwerk präsentiert, steuern wir auf ein Desaster im Winter zu." In eineinhalb Monaten starte die Wintersaison in den Gletscherskigebieten, es sei deshalb höchste Zeit, konkrete Vorgaben zu präsentieren. "Es ist schon sieben nach zwölf", mahnte Gerber.

Ein in enger Zusammenarbeit mit dem Land Tirol und Experten ausgearbeitetes und vor zwei Monaten übermitteltes Konzept sei bisher unbeantwortet geblieben. Auf 13 Seiten sei ein Programm erarbeitet worden, das sowohl die notwendigen und streng verfolgten Sicherheitsmaßnahmen berücksichtige, als auch die Notwendigkeiten für einen laufenden Betrieb. "Wir gehen proaktiv in die Sache hinein, um der Bundesregierung Vorschläge zu liefern, die umsetzbar und praktikabel sind", so Alois Rainer, Obmann der WK-Fachgruppe Gastronomie.

Wesentlichstes Element ist hier eine mögliche Freitestung. Wer sich 15 Minuten oder mehr in einer Entfernung von weniger als zwei Metern von einem bestätigten Covid-Fall aufgehalten habe, gelte derzeit als Kontaktperson mit hohem Infektionsrisiko. Das Management dieser Personen sehe derzeit die "behördliche Absonderung bis zum Tag zehn nach dem letzten kontagiösen Kontakt" sowie entsprechende PCR-Testungen vor.

Verkürzte Quarantäne

"Dass ein negatives Testergebnis die Zeitdauer der Quarantäne jedoch nicht verkürzt, ist wirtschaftlich und sozial völlig inakzeptabel", meint der Tiroler WK-Präsident Christoph Walser. "Wenn eine K1-Person negativ getestet ist, muss sie Schutzmaßnahmen anwenden und sich zwei bis drei Tage ständig testen lassen. Ist die Person auch dann negativ, muss sie arbeiten oder den Urlaub fortsetzen dürfen", so die WK-Tourismusexperten im Tenor. Dass das Gesundheitsministerium bereits Ausnahmen vom strengen K1-Management beziehungsweise das Freitesten für verschiedene Branchen wie Pflege, Medizin und Landwirtschaft ermöglicht hat, mache Hoffnung. "Kein Betrieb der Welt kann sich zwei Teams leisten", resümierte Walser.

Scharfe Kritik übten die WK-Vertreter außerdem an der Corona-Ampel Regelung, die ab September gelten soll. Das Konzept sei für die Tourismusbranche wirtschaftlich und sozial komplett unerträglich: "Der Teufel liegt hier im Detail", erklärte Gerber. Die positiven Testungen auf die Einwohnerzahl zu beziehen, mache in vielen Tourismusregionen keinen Sinn. "Im Kühtai (Bezirk Imst) etwa gibt es nur sechs gemeldete Einwohner. Würde hier auch nur eine Person erkranken, spränge die Ampel auf rot. Sinnvoller ist es, sich hier auf die Zahl der Gästebetten zu beziehen", illustrierte der stv. Obmann der Bundessparte Hotellerie an einem Beispiel.