Chronik/Österreich

Warum Sie niemals mit einer Bombe drohen sollten

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz in der Chronik-Berichterstattung des KURIER. Über Bombendrohungen wird nicht berichtet. Weil Berichterstattung in diesen Fällen, und das wissenschaftlich belegt, Nachahmungstäter auf den Plan ruft. Ähnlich verhält es sich bei der Ankündigung von Amokläufen und Suiziden.

In diesem Fall machen wir eine Ausnahme. Denn was sich in Kärnten seit Tagen zuträgt, bedarf einer Einordnung. Und eines Wachrüttelns von Personen, die offenbar den Ernst der Lage verkennen.

Kein Spaß

Alleine am Donnerstag gingen innerhalb von drei Stunden drei Bombendrohungen gegen Kärntner Schulen ein. Zwei Mal in Klagenfurt, ein Mal in Villach. Drei Mal wurden schriftliche Drohungen in den WCs der Schulen entdeckt. Insgesamt mussten 1.500 Schüler ihre Schulgebäude aus Sicherheitsmaßnahmen verlassen.

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Drei Mal rückte die Polizei mit einem Großaufgebot aus. Drei Mal wurde keine Bombe gefunden. "Wir nehmen jede Drohung ernst, das ist unsere Aufgabe. Aber die Kosten, die bei jedem Einsatz entstehen, sind horrend. Das ist kein Kavaliersdelikt und kein Spaß mehr", sagt Polizeisprecherin Waltraud Dullnigg im KURIER-Gespräch. Denn jedes Mal rückt ein Großaufgebot an Polizei, Bombenspürhunden, der Spezialeinheit Cobra, der Polizeihubschrauber aus.

Aufklärung im Klassenzimmer

Und auch bei der Bildungsdirektion zieht man nun ernsthafte Konsequenzen. Am Donnerstag erging ein Brief, der dem KURIER vorliegt, an alle Kärntner Schulen. Darin werden die Schulleiter aufgefordert, in jeder Klasse die Konsequenzen einer solchen Drohung mit ihren Schülern durchzubesprechen. Auch wurde ein Leitfaden, wie man sich bei Bombendrohungen richtig verhält ausgegeben. 

Acht-Punkte-Plan

Konkret werden die Lehrer allen Kärntner Schülern morgen folgende acht Punkte mit auf den Weg geben:

  • Schüler können suspendiert und vom Unterricht ausgeschlossen werden, der versäumte Unterrichtsstoff und Prüfungen sind jedenfalls nachzuholen 
  • Die Kosten für den Einsatz sind zu ersetzen 
  • Es droht eine Haftstrafe bis zu einem Jahr
  • Die Polizei ermittelt sehr genau und nimmt dies nicht auf die leichte Schulter.
  • Die Ermittlungen reichen von Spurensicherung bis hin zu Schriftproben
  • Schüler müssen für Befragungen bereit stehen
  • Hinweise aus sozialen Medien müssen bekannt gegeben werden
  • Postings können zur Anzeige gebracht werden. 

Anstacheln in sozialen Medien

Die mutmaßlichen Bombendroher dürften sich in sozialen Medien gegenseitig aufstacheln, indem sie ihre Aktionen posten.

Für Schlagzeilen hatte eine ähnliche Aktion am Mittwoch gesorgt. Ausgerechnet an jenem Tag, als in Wien erhöhte Terrorgefahr geherrscht hatte, meldete eine junge Anruferin bei der Polizei einen bewaffneten Mann in einem Grazer Einkaufszentrum. Auch hier rückte die Polizei mit einem Großaufgebot aus. Am Ende dürfte es sich um einen Scherzanruf gehandelt haben.