Chronik/Österreich

Justizwache fehlt Personal: Tausende Überstunden fallen an

In den Justizanstalten brodelt es – Personalmangel ist der Grund dafür. Seit Jahren kennt man das Problem, seit Jahren ist es ungelöst. "Zum 1. November 2022 waren 144 Exekutivdienstplanstellen unbesetzt. Ende des vergangenen Jahres 2022 waren voraussichtlich - unter Einrechnung von zwei Grundausbildungslehrgängen und nach Abzug noch möglicher Ruhestandsversetzungen - in etwa 120 Planstellen unbesetzt", erklärt Justizministerin Alma Zadić in einer Anfragebeantwortung. Von Jänner bis November 2022 hat sich die Zahl der Vollzeitäquivalenten um vier erhöht und beträgt 3315.

215.212 Überstunden

Das fehlende Personal wirkt sich auch auf die Überstunden aus: Im Jahr 2021 machten die Justizwachebeamten 215.212 Überstunden, im Vorjahr waren es 162.515. Diese Daten beziehen sich allerdings auf die Monate Jänner bis September. Die Frage, wie viel Urlaub die Wachebeamten in den vergangenen fünf Jahren nicht nehmen konnten, könne laut Zadic „ohne unvertretbar hohen Verwaltungsaufwand nicht beantwortet werden“.

Der Wettbewerb um ausreichend qualifiziertes Exekutivdienstpersonal habe sich in den letzten Jahren sehr verschärft, heißt es aus dem Justizministerium. Das Ministerium sei laufend bestrebt, die Tätigkeit der Berufsgruppen einer möglichst großen Öffentlichkeit bekannt zu machen. "So werden gezielte Recruiting-Maßnahmen lanciert wie Einschaltungen in Printmedien, Teilnahmen an Berufsmessen, Anwerbungen in Schulen und Firmen bis hin zu Werbespots in Kinos. Darüber hinaus läuft gerade eine umfangreiche Recruiting-Kampagne der Justiz, die auch die Justizwache umfasst", erklärt Zadić. 

Zudem wird auch das derzeitige Aufnahmeverfahren hinsichtlich einer zeitlichen Straffung evaluiert und darauf hingewirkt, dass die Justizwache in die Reformüberlegungen für ein allfälliges Dienstrecht der Polizei und des Bundesheers miteinbezogen werden kann. Darüber hinaus werden die bestehenden Dienstpläne laufend evaluiert und optimiert, um auch in diesem Bereich die Attraktivität des Berufsbildes zu steigern, heißt es in der Anfragebeantwortung.