Chronik/Österreich

Innsbruck-Wahl: Neue Liste Starthilfe für zwei Bürgermeister-Kandidaten

Am vergangenen Donnerstag war die erst wenige Wochen zuvor verkündete Wiedervereinigung des schwarzen bürgerlichen Lagers schon wieder Geschichte. Die Innsbrucker ÖVP und ihre vor drei Jahrzehnten gegründete Abspaltung Für Innsbruck (FI) gehen zwar gemeinsam – angeführt von Staatssekretär Florian Tursky als gemeinsamem Bürgermeisterkandidaten – in die Wahl im Frühjahr.

Aber durch Johannes Anzengruber bekommt das Bündnis mit dessen nun angekündigter eigenen Liste Konkurrenz vom Vize-Stadtchef, der damit aus dem ÖVP-Stall ausbricht und selbst die Eroberung des Bürgermeisteramts von Georg Willi (Grüne) anpeilt. Unterstützt wird er dabei von Gemeinderätin Mariella Lutz. Für die ÖVP haben sich die beiden Rebellen mit ihrem Schritt automatisch selbst aus der Partei ausgeschlossen.

Entscheidende Stimmen

Pikant ist die neue Aufstellung am Spielfeld für die Gemeinderatswahlen im kommenden April aus mehrerlei Gründen. Der kommunalpolitische Quereinsteiger Tursky muss fürchten, dass ihm Anzengruber zumindest vielleicht entscheidende Stimmen kostet, um es überhaupt in die Bürgermeisterstichwahl zu schaffen.

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Eine Entscheidung im ersten Wahlgang ist nahezu ausgeschlossen angesichts der Vielzahl an wohl antretenden Kandidaten. Die erneute Zersplitterung der Schwarzen wird zunächst einmal Georg Willi die Hände reiben lassen. Sein Image hat aufgrund der Turbulenzen in der Stadtpolitik in den vergangenen Jahren, eigenen Fehltritten und nicht zuletzt einer grünen Abspaltung ordentlich Kratzer erlitten. Mit Tursky hat er zudem einen Konkurrenten bekommen, den er nicht auf der Rechnung hatte.

Willis Chancen, zunächst nach dem ersten Wahlgang im Rennen zu bleiben, dürften sich nun erhöht haben. Sollte er es in einer Stichwahl nicht mit einem (Ex-)Schwarzen zu tun bekommen, sondern mit FPÖ-Vize-Bürgermeister Markus Lassenberger, rechnen sich die Grünen gute Chancen aus, dass Willi Bürgermeister bleibt.

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Lassenberger wiederum – seine Partei war 2018 hinter den Grünen zweitstärkste Kraft – kann die Selbstzerfleischung der ÖVP ebenfalls nur recht sein. Und dafür kann er sich auch bei seiner Lebensgefährtin bedanken: Mariella Lutz.

Die hatte bei der Pressekonferenz an der Seite von Anzengruber vergangene Woche „schon damit gerechnet“, dass es Fragen zu dieser besonderen Konstellation gibt.

Privates und Politisches

Sie habe schon in den vergangenen Jahren „gemerkt, dass das überhaupt kein Problem ist“, erklärte sie: „Jeder darf sein Privatleben haben.“ Bei der Präsentation der neuen, noch namenlosen Liste streute sie natürlich Bürgermeister-Kandidat Anzengruber Rosen.

Fest steht seit Samstag auch, wer die SPÖ als Spitzen- und Bürgermeisterkandidatin in die Wahl führt: Stadträtin Elisabeth Mayr. Ihre Partei startet ausgehend von nur knapp über zehn Prozent bei der letzten Wahl.

Bei den Neos will mit Julia Seidl ebenfalls eine Frau als Nummer eins den Wahlkampf bestreiten. Wie groß das Bewerberfeld in Innsbruck insgesamt wird, ist noch offen. Vor fünfeinhalb Jahren schafften es zehn Listen in den Gemeinderat. Dieses Mal gilt es dafür eine neue Vier-Prozent-Hürde zu überspringen.