Chronik/Österreich

"Ich lasse euch bluten!": Hells Angels in Wien angeklagt

Auf ihre Kutten mit dem Hells-Angels-Logo haben die drei Männer am Mittwoch zwar verzichtet, bei der Einlasskontrolle im Landesgericht für Strafsachen in Wien ist dennoch rasch klar, dass es sich bei dem Trio um die Angeklagten handelt: Die Dichte der Totenkopf-Tätowierungen oder Tattoos im Gesicht ist im Gericht selten so hoch wie an diesem Tag.

Die Rocker (31, 38 und 50 Jahre alt) sollen speziell in Oberösterreich Angst und Schrecken verbreitet haben. Ihnen wird unter anderem Schutzgeld-Erpressung vorgeworfen. Aber auch Körperverletzung, Drogendelikte, Nötigung und Wiederbetätigung sollen auf ihr Konto gehen. 

So sollen sie laut Anklage ein Lokal in Oberösterreich aufgesucht und Radau geschlagen haben, weil die Betreiber hier keine Drogen verkaufen lassen wollten. 

Mit Faustschlag ausgeknockt

Am 17. September des Vorjahres statteten mutmaßliche Mitglieder der Hells Angels dem Lokal einen Besuch ab. Der Geschäftsführer wurde mit einem Faustschlag ausgeknockt, ehe sie ihn noch einmal rücklings auf das DJ-Pult schmissen. Auch der DJ bekam Schläge ab.

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Gäste und Mitarbeiter beobachteten das Geschehen mit großer Angst, einige wollten keine Aussage machen, Verletzte zogen es vor, erst gar nicht zum Arzt zu gehen. Ein Taxifahrer, der die Gewalttäter später vom Lokal wegführte, bekam einen Schlag gegen den Hals und keinen Fuhrlohn. 

Fremde Frau attackiert

Der 38-jährige Erstangeklagte wurde ein Monat später in Wien festgenommen. Er soll einer ihm völlig unbekannten Frau, die vor einem Lokal saß, mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Die Frau erlitt Rissquetschwunden.

Bei seiner Festnahme soll er auch auf die Polizisten losgegangen sein. "Ich lasse euch bluten!", soll er ihnen gedroht haben. Im Arrest soll er den Hitlergruß gezeigt und "Heil Hitler!" geschrien haben.

Verfeindete Rocker

Der 31-jährige Angeklagte wiederum soll einem Mitglied der verfeindeten Gruppierung Bandidos mehrere Faustschläge ins Gesicht verpasst haben und einen  Mann bei einer Weinhalle in Oberösterreich verprügelt haben.

Die Männer werden von den Anwälten Andreas Mauhart und Philipp Wolm vertreten. Diese wollen im Zuge des mehrtägigen Prozesses nun Zeugen präsentieren, die den Angeklagten zur Tatzeit ein Alibi geben.

Romantik-Wochenende

"Der Erstangeklagte man den Hells Angels angehören", sagt Wolm. "Aber vom Beruf her ist er Rapper." In Oberösterreich könne sein Mandant gar nicht dabei gewesen sein  - das Wochenende habe er mit einer Geliebten in einer Therme verbracht. "Das war ein Romantik-Wochenende."

Schuldig zeige sich sein Mandant aber wegen der Attacke auf die Frau und die Eskalation im Polizei-Arrest. "Das stimmt. Das tut ihm leid."

Der Anwalt des Zweitangeklagten wiederum sei gar nicht bei den Hells Angels, sei nur ein Supporter gewesen - also ein Anwärter. "Da ist man einmal gar nichts." Der Oberösterreicher bestreitet sämtliche Vorwürfe.

Die Leidenschaft

Und Anwalt Nummer drei, Andreas Mauhart, stellt die Rockergruppierung Hells Angels überhaupt als harmlose Vereinigung junger Männer dar. "Ihre Leidenschaft ist Motorrad fahren, die schrauben an ihren Kunstwerken." Es handle sich um unbescholtene Familienväter, die Steuern zahlen. "Alles andere sind Vorurteile, die wir aus Hollywood-Filmen haben. Das ist nicht fair."

Sechs Tage Beugehaft für Zeugen

Am Nachmittag wurde dann ein weiterer Hells Angel befragt - allerdings als Zeuge. Er soll dabei gewesen sein, als der Drittangeklagte einen verfeindeten Bandido bei einem Würstelstand zusammengeschlagen haben soll - was der Beschuldigte bestreitet. Viel zu hören bekommen die Anwesenden allerdings nicht. "Ich möchte nichts sagen", erklärt der Zeuge. Auch sechs Tage Beugehaft, die der Richter daraufhin ausspricht, können daran nichts ändern. Der Mann wird direkt aus dem Gerichtssaal in Haft genommen.

Beim nächsten Prozesstermin am 16. September wird er erneut befragt.