Hate Crimes: 2023 wurden rund 5.700 Straftaten aus Hass begangen
Die Zahl der "vorurteilsmotivierten Straftaten" (Hate Crimes), die zu einer Anzeige gebracht werden, ist im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen, von 5.865 im Jahr 2022 auf 5.668.
Das häufigste Motiv war dabei die Weltanschauung (2.706), gefolgt von der nationalen bzw. ethnischen Herkunft (1.612) und der Religion (700 Fälle), teilte das Innenministerium am Mittwoch in einer Aussendung mit. Etwa 20 Prozent der erfassten Straftaten fanden im Internet statt.
Unterteilt werden die Hate Crimes weiters in sexuelle Orientierung (446), die Hautfarbe (293), das Geschlecht (248), das Alter (176), Behinderung (144) oder sozialen Status (136).
Beim Motiv "Weltanschauung" dominierten Verstöße gegen das NS-Verbotsgesetz sowie Sachbeschädigungen und Verhetzungen, wobei die Tatverdächtigen in den wenigsten Fällen direkten Kontakt zu den Betroffenen hatten. Dementsprechend stachen online bei drei Viertel aller Hasspostings Verstöße gegen das Verbotsgesetz hervor (920 Motive).
Betroffene physischer Gewalt werden hingegen vermehrt Personen aufgrund des Alters oder des Geschlechts. Bei 90 Prozent der Straftaten in diesen beiden Gruppen handelte sich um Taten gegen Leib und Leben, die Freiheit, Ehre oder sexuelle Integrität. Auch Gewalt gegen Personen mit einer Behinderung oder queere Menschen ist häufig physisch (80 Prozent der angezeigten Straftaten).
Antisemitische Hasspostings dominierten
In der Kategorie "Religion", in der insgesamt die angezeigten Straftaten gestiegen sind (2022: 630) gab es die meisten Straftaten im Bereich Antisemitismus vor Muslimfeindlichkeit. Jedes zweite antisemitische Delikt war ein Verstoß gegen das Verbotsgesetz.
Damit korrespondiert die Situation im Internet: Drei von vier antireligiösen Hasspostings wurden als antisemitisch registriert (67 Motive). Vorurteilsmotivierte Angriffe auf "Sakralstätten" waren zu 99 Prozent Sachbeschädigungen, vor allem mit christenfeindlichen Motiven.
Gegen Muslime, aber auch gegen Personen, die Opfer aufgrund ihrer Geschlechtsidentität oder Sexualität wurden, richteten sich vorrangig Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und gefährliche Drohungen. Hierbei fanden vor allem frauenfeindliche Delikte überwiegend an "privaten Tatorten" statt. Rassismus wegen "Hautfarbe" wurde vorwiegend als Körperverletzung, Verhetzung, Verstoß gegen das Verbotsgesetz, Sachbeschädigung und Beleidigung registriert.
Wo der größte Anstieg lag
Von allen Vorurteilsmotiven ist die sexuelle Orientierung mit 20 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022 am stärksten gestiegen. Auch ist keine der neun "Opfergruppen" im öffentlichen Raum laut dem Bericht so gefährdet wie jene der "sexuellen Orientierung". 47 Prozent der angezeigten Straftaten gegen diese Gruppe erfolgten in der Öffentlichkeit.
Wie schon in den beiden Vorjahren waren die Täter häufig männliche Jugendliche. Verstärkt trat diese Dominanz bei Verbrechen gegen Wohnungslose sowie bei den Motiven "Geschlecht" und "Weltanschauung". In U-Haft sitzt in Wien derzeit ein 17-Jähriger, der im Sommer 2023 zwei obdachlose Menschen getötet haben soll.
Woher die Verdächtigen stammen
Der Anteil der Täter mit fremder Staatsbürgerschaft lag mit 28 Prozent weit unter jenem der Gesamtkriminalität (46) Prozent, allerdings wurden bei jedem zweiten Vorurteilsmotiv aufgrund von Alter-, Frauen-, oder Muslimfeindlichkeit fremde Tatverdächtige registriert. Umgekehrt sind bei Hate Crimes drei von vier Tatverdächtigen aus Österreich, wenn sie als weltanschaulich, antisemitisch, homophob, gegen Behinderung oder Hautfarbe motiviert registriert werden.
In die Statistik einbezogen werden nur jene Straftaten, deren polizeiliche Ermittlungen bereits abgeschlossen worden sind. Innerhalb des Erfassungszeitraums wurden 68,7 Prozent aller vorurteilsmotivierten Straftaten durch die Polizei aufgeklärt, eine quasi gleich hohe Quote wie im Jahr zuvor.
Höhere Dunkelziffer vermutet
Hate-Crimes werden seit 2020 gesondert erfasst, der erste Bericht widmete sich den vorurteilsmotivierten Straftaten 2021 (5.464 Fälle). Von einer deutlich höheren Dunkelziffer ist aber auszugehen. Die Berichte sind auf der Homepage des Innenministeriums abrufbar.
Das Institut für höhere Studien (IHS) führt derzeit mit dem Innenministerium eine quantitative und qualitative Studie durch, zu polizeilichem Hell-, Dunkelfeld sowie zur Analyse möglicher Präventivmaßnahmen gegen Hate Crime und Hate Speech durch.