Gültige Impfzertifikate: Zusammenhang mit Beruf, Bildung und Alter
Der Corona-Geimpft/Genesen-Status der Bevölkerung Österreichs variiert in Abhängigkeit von sozioökonomischen Merkmalen. Das geht aus Auswertungen zum Impfverhalten unter Berücksichtigung von Covid-19-Erkrankungen Anfang Februar hervor, die die Statistik Austria im Auftrag des Gesundheitsministeriums erstellt hat.
Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas fasst die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie zusammen: "Rund 22% der Wohnbevölkerung Österreichs sind Stand Anfang Februar weder gegen Covid-19 geimpft noch genesen. Dabei haben 69% der Bevölkerung ein aufrechtes Impfzertifikat und der Anteil der nur Genesenen beträgt 9%. Die individuelle Impfbereitschaft hängt dabei wesentlich vom Bildungsniveau und von der Teilnahme am Erwerbsleben ab. Die Impfquote liegt unter 25- bis 64-Jährigen mit Hochschulabschluss mit knapp 82% deutlich höher als bei Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss mit 69%. Die Erwerbstätigen dieser Altersgruppe haben mit 76% eine deutlich höhere Impfquote als diejenigen, die nicht erwerbstätig sind mit 71%".
Höchster Anteil von Geimpften in der älteren Bevölkerung
Über alle Altersgruppen hinweg liegt der Anteil der Geimpften bei insgesamt rund 69%. Knapp unter neun Prozent der Bevölkerung sind nur genesen und rund 22% sind weder geimpft noch genesen. Zwischen Männern und Frauen bestehen dabei keine wesentlichen Unterschiede, sehr wohl aber zwischen Altersgruppen. Zum Zeitpunkt des Datenabzuges aus dem Nationalen Impfregister am 3. Februar 2022 waren 18% der Kinder zwischen fünf und neun Jahren geimpft, allerdings weitere 19% dieser Altersgruppe bereits nur genesen.
Ab dem zehnten Geburtstag steigen die Anteile der Geimpften stark an. Die Zehn- bis 14-Jährigen haben neben einer Impfquote von 42% zudem mit rund 20% den höchsten Anteil an nur Genesenen. In der Altersgruppe 20 bis 24 Jahre liegt die Impfquote bei 73%, weitere 11% sind nur genesen. Danach gehen die Anteile der Geimpften bis zur Altersgruppe der 30- bis 34-Jährigen leicht zurück (rund 70%).
Ab 35 Jahren steigt die Impfquote kontinuierlich bis ins hohe Erwachsenenalter an, während der Anteil der Genesenen abnimmt. Die höchsten Anteile von Personen mit aufrechten Impfzertifikaten zeigten sich in den Altersgruppen zwischen 75 und 84 Jahren (über 87% sind geimpft bzw. geimpft und genesen und rund 2% nur genesen). Bei den Hochaltrigen sinken die Impfquoten von Männern und Frauen wieder: In der Altersgruppe ab 85 Jahre waren Anfang Februar rund 83% geimpft und weitere 2% nur genesen.
Bildung und Erwerbsstatus beeinflussen die Impfquoten erheblich
Die bereits seit Oktober 2021 von Statistik Austria im Auftrag des Bildungsministeriums ermittelten Ergebnisse der Impfquote bei Studierenden zeigen eine hohe Impfbereitschaft in dieser Gruppe. Auch die Analysen von speziellen Berufsgruppen, wie etwa von Lehrpersonal, ergeben hohe Anteile von Geimpften.
Bezogen auf die Gesamtbevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren zeigen sich höhere Impfquoten sowohl bei Personen mit höherer Ausbildung als auch bei aktiv Erwerbstätigen im Vergleich zu nicht aktiv erwerbstätigen Personen. Insgesamt ist der Anteil der Geimpften bei aktiv erwerbstätigen Personen mit Hochschulbildung mit 83,6% am höchsten. Er liegt damit um rund 13 Prozentpunkte höher als bei aktiv Erwerbstätigen mit höchstens Pflichtschulabschluss (70,3%).
Bei Personen, die nur über ein Genesungszertifikat verfügen, verhält es sich umgekehrt: Rund zehn Prozent der Erwerbstätigen mit Pflichtschulabschluss, aber nur rund sieben Prozent der erwerbstätigen Personen mit Hochschulabschluss gelten als "nur" genesen.
Unter nicht aktiv Erwerbstätigen haben zwar auch Personen mit Pflichtschulabschluss die niedrigsten Anteile an Geimpften (68,1% inklusive der sowohl geimpft als auch genesenen Personen), die höchsten Anteile sind aber unter jenen mit Lehr- bzw. BMS-Abschluss (73,4%) zu finden. Nicht aktiv Erwerbstätige mit Hochschulabschluss sind zu 72,7% geimpft bzw. geimpft und genesen. Allerdings sind die Unterschiede zwischen nicht aktiv Erwerbstätigen mit unterschiedlichem Bildungsniveau insgesamt weniger deutlich als bei Erwerbstätigen. Zudem haben aktiv Erwerbstätige höhere Anteile von Covid-19-Genesenen (4,8% geimpft und genesen; 9,6% nur genesen) als nicht aktiv Erwerbstätige (3,3% geimpft und genesen; 7,0% nur genesen).
Branchenunterschiede
Innerhalb der Erwerbstätigen gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Branchen. Eine sehr hohe Impfquote gibt es in der Informations- und Kommunikationsbranche (83,4% sind geimpft), in der öffentlichen Verwaltung (82,1%), in Unternehmen der Finanz- und Versicherungsleistungen (81,8%), der freiberuflichen und technischen Dienstleistungen (81,2%), in Erziehung und Unterricht (80,8%) und in der Energieversorgung (80,5%).
Die geringsten Impfquoten sind in der Baubranche (67,6%) und in der Land- und Forstwirtschaft (69,6%) zu finden. Unterschiede zeigen sich aber auch in Hinblick auf den Genesen-Status: In der Baubranche waren rund 17% im vergangenen halben Jahr von einer Covid-Infektion betroffen (4,8% geimpft und genesen, 12,4% nur genesen), in der Warenherstellung 16% (4,6% geimpft und genesen, 11,4% nur genesen). Aber auch etwa im Handel, im Gesundheitswesen oder in der Beherbergung und Gastronomie lag der Anteil der Genesenen insgesamt über 15%, während er in der Informations- und Kommunikationsbranche mit knapp 11% wesentlich niedriger war.
Niedrige Impfquoten bei nicht-österreichischen Staatsangehörigen
Die Impfquote bei österreichischen Staatsangehörigen liegt mit 72,1% deutlich über jener von Personen ohne österreichischer Staatsangehörigkeit (54,5%). Bei der Betrachtung nach Geburtsland ist der Unterschied mit sechs Prozentpunkten weniger stark ausgeprägt (in Österreich Geborene: 70,4%; nicht in Österreich Geborene: 64,4%).
Diese Unterschiede sind zu einem Teil Struktureffekte: So ist der Anteil von Kindern und Jugendlichen unter nicht-österreichischen Staatsangehörigen höher als unter im Ausland geborenen Personen; zugleich sind die Impfquoten unter jüngeren Personen generell niedriger. Dennoch bestehen auch deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Nationalitäten.
In Tschechien (74,0%), Deutschland (73,1%) oder Afghanistan (73,0%) geborene Personen weisen eine höhere Impfquote auf als in Österreich Geborene. Dagegen ist die Impfquote bei Personen, die in Rumänien (48,1%) oder der Russischen Föderation (50,7%) geboren wurden, sehr niedrig. Bei dieser Betrachtung ist allerdings zu berücksichtigen, dass vermutlich ein Teil der im (benachbarten) Ausland erfolgten Impfungen im nationalen Impfregister nicht nachgetragen wurde. Darauf deutet zumindest ein Vergleich der Impfquote der Herkunftsländer mit der Impfquote der in Österreich lebenden Personen entsprechender Herkunft hin.