Gewalt beginnt nicht erst beim blauen Auge
15 Frauen wurden heuer bisher in Österreich getötet. 13 davon gelten als Femizidopfer. Oft wurden die Männer zu Mördern, weil sich die Frauen trennen wollten. Frauenministerin Susanne Raab, Justizministerin Alma Zadić und Innenminister Gerhard Karner kündigten heute weitere Schritte in der Femizidbekämpfung an.
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Doch Gewalt in der Partnerschaft beginnt nicht erst bei sichtbaren äußeren Verletzungen, oft liegt davor schon jahrelange psychische Gewalt. Mitten unter uns leben Frauen, die nicht einfach den Kühlschrank öffnen können, wenn sie hungrig sind. Weil ihr Partner ein Vorhängeschloss daran angebracht hat. Hier leben Frauen, die sich nicht duschen dürfen, wenn der Mann in der Früh das Haus verlässt. Er schraubt nämlich jeden Morgen den Duschkopf ab. Weil er entscheidet, wann sie sich wäscht. Hier leben Frauen, die in der U-Bahn das Handy Richtung Lautsprecher halten müssen, wenn die Durchsage zur Station ertönt. Damit er hört, wo sie sich gerade befindet.
Gewalt in der Partnerschaft beginnt also nicht erst beim Bluterguss ums Auge. Sie beginnt meist langsam und schleichend. Man spricht dann auch von der Gewaltspirale, in der Betroffene gefangen sind. Demütigungen sind ein Mittel für diese Männer, um Macht und Kontrolle auszuüben. So machen sie die Partnerin klein, untergraben ihr Selbstvertrauen, beschimpfen sie, zweifeln ihren Verstand an, erklären sie als verrückt, impfen ihr Schuldgefühle ein. Wenn du dich nicht so verhalten würdest, müsste ich nicht so sein.
Drohungen und Abhängigkeiten
Ihre sozialen Kontakte werden zunehmend eingeschränkt, Eifersucht wird als Rechtfertigung für dieses Verhalten gesehen. Oft werden männliche Privilegien ausgelebt, die „wichtigen“ Entscheidungen des Lebens trifft der Mann, er sieht sich als „der Herr im Haus“ und bestimmt die Rollenverteilung in der Beziehung. Auch ökonomische Abhängigkeiten sind für betroffene Frauen ein riesiges Problem.
Diese rühren auch daher, dass der Mann oft gar nicht möchte, dass seine Partnerin einem Job nachgeht. Manche verbieten es den Frauen sogar. So muss sie ihn ständig um Geld bitten oder bekommt ein Taschengeld, das sie sich entsprechend einzuteilen hat. Oft drohen diese Männer damit, den Frauen die Kinder wegzunehmen. Drohungen sind im Allgemeinen ein substanzieller Anteil solcher Gewaltbeziehungen. All das berichten von Gewalt betroffene Frauen und auch die Ergebnisse zahlreicher Studien bestätigen diese Dynamiken und Verhaltensweisen.
Männergewalt in der Beziehung hat viele grausame Gesichter. Nicht jede Beziehung mit einer Gewaltvorgeschichte endet in einem Femizid. Bei sehr vielen Femizidfällen der letzten zehn Jahre traten jedoch unterschiedliche Formen der eben genannten Formen von Gewalt nebeneinander, nacheinander oder gesondert auf, bei anderen wiederum gab es nie körperliche Gewalt, sondern reinen, furchtbaren Psychoterror.
- Bei unmittelbarer Gefahr sollte unbedingt sofort die Polizei 133 kontaktiert werden!
- Gehörlose Frauen und Mädchen können per SMS rund um die Uhr unter 0800 133 133 polizeiliche Hilfe rufen (Angabe von Ort und Notsituation).
- Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555
- 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01 71 71 9
Bei den wenigsten geschah vor dem Femizid überhaupt keine Gewalt, doch auch diese Fälle gibt es. Trennung und Stalking sind Hochrisikofaktoren für Femizide. Vor allem Stalking ist besonders gefährlich, da es immer mit Kontrolle zu tun hat. Eifersucht ist das bedeutendste Symptom davon. Der Mann möchte komplett und umfassend Gewalt über die Frau, seinen Besitz, haben. Nach einer Trennung setzt sich diese Kontrolle oft fort.