Chronik/Österreich

Gesucht: Strategien für qualifizierte Polizisten

Das Innenministerium sucht derzeit intensiv nach Polizei-Nachwuchs. Doch das sinkende Niveau bei den Bewerbern, speziell in Wien, birgt momentan Probleme. Der KURIER-Bericht, wonach Bewerber aktuell mit „um die 200 Punkte“ genommen werden – das Maximum sind 982 Punkte – sorgt für Aufregung. Speziell bei Rechtschreibung und Grammatik der potenziellen Polizisten mangelt es, auch bei autochthonen Österreichern.

„Offensichtlich ist der Beruf Polizist zu unattraktiv. Der Herr Innenminister hat zu wenig getan, die Arbeitsbedingungen im Polizeidienst zu verbessern“, sagt Stephanie Krisper, Sicherheitssprecherin der Neos. Auch das Einstiegsgehalt sei zu gering und sei für Polizisten nur mit Überstunden sinnvoll. „Das ist kein Zustand. Hier gehört das Steuergeld investiert anstatt Geld für Pferdestaffeln und PR-Aktionen wie die Übung in Spielfeld zu stecken.“ (Die Grenz-Übung kostetet über eine halbe Million Euro, Anm.) Auch die Art der Rekrutierung stößt auf Verwunderung: „Der Innenminister rekrutiert bekannterweise durch Inserate in rechtsextremen und verschwörungstheoretischen Zeitschriften. So ein Vorgehen schadet dem Ruf der Polizei“, meint Krisper. Inseriert wurde etwa in der umstrittenen Zeitschrift Wochenblick.

Untergrenze

Ihre Vorschläge, um geeigneten Nachwuchs zu finden: Höheres Einstiegsgehalt, Entbürokratisierung der täglichen Arbeit und eine Verbesserung der Infrastruktur.

Dem pflichtet auch SPÖ-Sicherheitssprecherin Angela Lueger bei. „Entsprechende Bezahlung und Arbeitszeiten sind wesentliche Aspekte, um qualifizierte Bewerber anzusprechen.“ Das sei ihr nicht nur in ihrer politischen Funktion, sondern auch als „Bewohnerin des Landes“ wichtig. „Wir haben ja außerdem das Dilemma, nicht einmal die Pensionsabgänge durch die Schüler abdecken zu können. Es fehlt allein schon an den Räumlichkeiten für die Ausbildung.“

Und die SPÖ-Sicherheitssprecherin stellt zur Diskussion, die Tests zu überdenken. Hier schlägt sie in dieselbe Kerbe wie Kriminalsoziologe Reinhard Kreissl. Im Gespräch mit Ö1 sieht er auf die Polizisten neue Herausforderungen kommen. Gefragt seien „Kommunikationsfähigkeit, soziale Kompetenz, Empathiefähigkeit und interkulturelle Kompetenz“.

Geeignet?

Aus dem Innenministerium wird betont, dass das komplexe Punktesystem nicht auf unterschiedliche Niveaus der Bewerber schließen lasse. „Zum Vergleich: wenn jemand ein schlechtes Zeugnis in der Oberstufe hat, bedeutet das auch nicht, dass aus ihm einmal ein schlechter Anwalt oder Arzt wird“, vergleicht Sprecher Christoph Pölzl. Zudem sei die Rekrutierungsoffensive bei Veranstaltungen und via Social Media ein voller Erfolg. „Bislang kam man bei ca. zehn Veranstaltungen mit weit mehr als 4000 Personen in Kontakt.“ Die Bewerbungszahlen seien steigend. „So beispielsweise in Tirol, wo bereits eine gesamte Polizeiausbildungsklasse aus diesen Rekrutierungsmaßnahmen heraus begeistert werden konnte.“