Chronik/Österreich

Forschung aus Wiener Neustadt für Sonnenschirm im All

Es klingt nach Science-Fiction, ist aber nur Science, also handfeste Wissenschaft. Der Studiengang Aerospace Engineering der Fachhochschule Wiener Neustadt arbeitet in einem internationalen Netzwerk an Strategien gegen den Klimawandel durch sogenanntes Geo-Engineering. Darunter versteht man technische Methoden, um in das Klimasystem der Erde einzugreifen. Eine Option wäre beispielsweise ein schattenspendender Sonnenschirm im Weltall.

Material von Kometen und Asteroiden

„Wir entwickeln Konzepte, wie man kilometergroße Strukturen im Weltraum bauen kann und wie diese aussehen müssen, um den notwendigen Effekt zu erzielen“, erzählt Studiengangsleiter Carsten Scharlemann. Dieser Effekt wäre schon bei einer Abschirmung von rund zwei Prozent der Sonnenstrahlung gegeben. „Das klingt wenig, dafür ist aber eine riesige Fläche nötig“, betont Scharlemann. Das erforderliche Material von der Erde ins All zu transportieren, sei ausgeschlossen: „Dazu wären Zigtausende Raketenstarts nötig“. Also erforscht man Möglichkeiten, die Teile direkt im All durch 3-D-Druck herzustellen. In Zusammenarbeit mit der europäischen Raumfahrtbehörde ESA habe man beispielsweise schon Strukturen aus Mondstaub gedruckt. Nun untersucht man Beschaffung und Verarbeitung von Ressourcen, die von Asteroiden, Kometen oder Monden kommen könnten.

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Die FH Wiener Neustadt hat sich durch die Teilnahme an internationalen Projekten einen guten Ruf über Landesgrenzen hinweg erarbeitet. Auch Fotec, das Forschungsunternehmen der Hochschule, wirkte an Programmen der ESA mit. Dadurch wurde man Teil eines internationalen Netzwerkes, unter anderem mit einem deutschen Raumfahrt- und Technologiekonzern und sieben renommierten Forschungseinrichtungen aus vier verschiedenen Nationen.

Finanzierung offen

FH-Geschäftsführer Armin Mahr ist stolz: „Die Expertise der Wiener Neustädter Weltraumtechnik verstärkt mittlerweile Forschungskonsortien in Wissenschaft und Industrie als weltweit angefragter Partner.“

Studiengangsleiter Scharlemann bremst aber verfrühte Euphorie: „Wie viel tatsächlich realisiert werden kann, ist unter anderem eine Frage der Finanzierung. Es ist auch möglich, dass von uns erforschte Technik und Komponenten für völlig andere Projekte verwendet werden.“