Chronik/Österreich

So schlimm steht es um Österreichs Flüsse und so kann es besser werden

Flüsse sind die Lebensadern unseres Landes: wichtig für die Artenvielfalt, bedeutend für die Landwirtschaft, wesentlich für die Energiegewinnung, gefürchtet bei Hochwasser. Doch wie ist es um sie in Österreich bestellt?

Es könnte viel besser sein, lautet die Antwort. Denn nur 14 Prozent der österreichischen Fließgewässer sind in einem sehr guten ökologischen Zustand. Viele Flüsse und Bäche wurden in den vergangenen Jahrzehnten verbaut, begradigt, aufgestaut. Das Wasser kann nicht frei fließen. Daher verlieren etwa Fische ihren Lebensraum. 60 Prozent der heimischen Fischarten sind ohnehin als gefährdet eingestuft. Das ist nur eine der Auswirkungen. Hochwasser hat nicht genug Raum, um abzufließen.

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Wie kann es besser werden? 

1.000 Flusskilometer in Österreich hätten allerdings ein hohes Renaturierungspotenzial, stellt die Naturschutzorganisation WWF in einer neuen Studie fest. In jedem Bundesland finden sich Bereiche, die leicht zu renaturieren sind.

Aber wie funktioniert Renaturierung? „An Strecken mit hohem Potenzial würde in vielen Fällen eine bauliche Maßnahme reichen, um sie wieder frei fließen zu lassen“, sagt Gabriel Kirchmair von „blattfisch e.U“. Das technische Büro hat gemeinsam mit dem WWF die Studie verfasst. Veraltete oder nicht mehr gebrauchte Querbauwerke wie Wehranlagen könnten entfernt werden. Uferbausteine wegzunehmen oder Seitenarme wieder anzubinden, wären andere Maßnahmen. 

„Die Renaturierung unserer Flüsse birgt enorme Chancen. Denn sie schafft nicht nur wertvolle Lebensräume, sondern schützt uns auch vor den Folgen der Klimakrise”, erklärt WWF-Gewässerschutzexpertin Marie Pfeiffer.

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Flüsse wie Schwämme

Ökologisch intakte Flüsse mit genügend Platz und gut angebundenen Auen können Wasser wie Schwämme speichern. Dadurch federn sie einerseits Hochwasser ab und beugen andererseits Dürreperioden vor.

Der WWF fordert daher, bei der Umsetzung der EU-Renaturierungsverordnung in Österreich einen Schwerpunkt auf Flüsse zu setzen. Sie verpflichtet die Mitgliedstaaten, bis zum Jahr 2030 EU-weit mindestens 25.000 Flusskilometer wieder zu frei fließenden Strecken zu renaturieren.

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Es wird auch einiges getan. 

  • An der Maltsch in Oberösterreich –  wo noch Flussperlenmuscheln zu finden sind – wurden vor zwei Jahren zehn Querbauwerke entfernt. Dadurch verbessert sich die Situation für die Fische Neunaugen und Koppen. Auch die Flussperlmuschel findet einen bessern Lebensraum vor, so der WWF.

  • Aufgrund des hohen Hochwasserrisikos wurde 2017 ein Renaturierungsprojekt bei Oberwart umgesetzt. Hochwasserschutz und Gewässerökologie seien gemeinsam berücksichtigt worden. Der Lauf der Pinka wurde um einen Kilometer verlängert, um für mehr Wasser Platz zu machen.

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  • An der Pielach in Niederösterreich gebe es etwa erfolgreiche Projekte. „In mehreren EU-geförderten Projekten konnten Überflutungsflächen angekauft werden“, so die Studie.

  • Auch der Mündungsbereich der Pielach in die Donau konnte bereits ökologisch verbessert werden. Dadurch können Fische aus der Donau wieder in die Pielach schwimmen.

Flüsse: In der WWF-Studie sind 12.000 Flusskilometer berücksichtigt worden. Nur 12 % erfüllen die Kriterien eines frei fließenden Flusses.

Bundesländer: Sehr hohes Renaturierungspotenzial haben 120 Flusskilometer im Burgenland, 80 in Kärnten, 305 in Niederösterreich, 70 in Oberösterreich, 68 in Salzburg, 278 in der Steiermark, 112 in Tirol und 41 in Vorarlberg. Wien nimmt als Stadt eine Sonderstellung ein: Die Möglichkeiten sind begrenzt.

73 Fischarten gibt es in Österreich. 60 Prozent gelten als gefährdet. Sieben Arten sind  ausgestorben, wie etwa der Hausen.

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