Chronik/Österreich

Wie Sie Schmetterlingen helfen können zu überleben

Der Zitronenfalter fliegt auf den Rotklee. Schon ist er wieder weg. Der Schwalbenschwanz schwirrt über den Blumen hin und her. Der Segelfalter lässt kurz seine blauen Punkte auf dem Flügel sehen. Flatterhafte Wesen. 

Die Schmetterlingsexpertin Marion Jaros hat für den KURIER Falter ausgesucht, die es in Wien zu entdecken gibt. Und das sind nicht wenige. Mehr als die Hälfte aller heimischen Tag- und Nachtfalterarten leben in Wien.  

Sie flattern durch den Wienerwald, die Lobau, am Bisamberg oder rund um naturnahe Balkone.  Im Vergleich zu anderen Ländern ist Österreich noch immer eine Oase der Schmetterlingsvielfalt – trotz des großen Insektensterbens.  „Aufgrund seiner unterschiedlichen Landschaftstypen vom Hochgebirge bis zur Steppenlandschaft“, sagt Jaros. „4.000 verschiedene Arten finden aktuell noch geeignete Lebensräume bei uns.“  Niederösterreich beherbergt ähnlich viele Arten wie Deutschland.  

Es ist möglich, mehr Lebensraum für die Insekten zu schaffen, erklärt Jaros. Und wie?  Jeder  könnte ein einzelnes Blumenkisterl mit blühendem Salbei, Oregano und Thymian aufs Fensterbrett stellen. Oder auf den Balkonen auch Rosmarin, Zwiebeln, Steinnelken oder Schnittlauch blühen lassen.  Wenn heimische Wildblumen bereitstehen, heimische Laubbäume und Sträucher Schatten und Obst spenden, „können wir gemeinsam das Überleben des buntesten Artenschatzes Wiens sichern“.    
 

Was Sie für diese neun Schmetterlinge tun können, lesen Sie hier: 

 1. Der Osterluzeifalter

Zerynthia polyxena – vom Aussterben bedroht! 
Die einzige Futterpflanze  des Falters ist, wie  sein Name  schon sagt, die seltene Osterluzei. Auf ihr überwintern die Puppen. Der Falter schlüpft im Frühjahr. Nach der Paarung werden die Eier an der Osterluzei abgelegt.  Die Raupen fressen Blätter, Triebe und Blüten.
Besonderheit: Die orange Raupe ist giftig und hat  kaum Fressfeinde. Sie nimmt das Gift der Pflanze auf.
Was  ihm hilft:  Osterluzei wachsen lassen.  Die Pflanze ist etwa in Auwäldern zu finden.

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2. Der Segelfalter

Iphiclides podalirius – Starke Gebietsverluste!
Segelfalter spinnen ihre Puppen zum Überwintern gerne an dicke Stängel.  Die Lebenserwartung des Falters liegt bei ca. 16 Tagen. Bei uns zu sehen von Mai bis Juli. 
Besonderheit: Die Raupe  verströmt zur Abschreckung von Feinden einen unangenehmen Geruch. 
Was  ihm hilft:  Schlehen oder Kirschpflaumen pflanzen: Auch für sehr viele andere Falter sind sie Nahrungsquelle. 
 

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3. Das Tagpfauenauge

Aglais io– aktuell nicht gefährdet!
Es gehört zu den häufigsten  Tagfaltern in Europa. Der Schmetterling fliegt  von März bis Oktober. Er ist auf  Brennnesseln angewiesen. Die  Raupe ernährt sich von  ihnen. 
Besonderheit: Mit den großen Augenflecken wird Fressfeinden vermittelt, ein großes Tier blicke sie an. 
Was ihm hilft: Brennnesseln wachsen lassen.    Was allen Faltern hilft: Auf den Mähroboter verzichten. 

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4. Das Wiener Nachtpfauenauge

Saturnia pyri – stark gefährdet!
Mit 15 cm Flügelspannweite größter Falter Europas. Die Raupe lebt  z. B. von Obstgehölz-Blättern, ohne als  Schädling aufzufallen.
Besonderheit: Das Männchen ortet mit  seinen Fühlern  das still wartende Weibchen anhand dessen  Duftes auf mehrere Kilometer Entfernung.    
Was  ihm hilft:  Verzicht auf Pestizide, sparsame Gartenbeleuchtung, damit Männchen nicht um Lampen  kreisen, während ihre Partnerinnen umsonst auf Besuch warten.

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5. Der Admiral

Vanessa atalanta – häufig!
Der Falter besucht etwa Blüten von Disteln. Er saugt Säfte von Fallobst. Eier legt er an Brennnesseln ab. 
Besonderheit: Jedes Jahr wandert der Falter aus dem Mittelmeergebiet oder aus Nordafrika ein. Dazu überquert er die Alpen.   Eine enorme Leistung.    
Was  ihm hilft:   Auch für ihn gilt: Brennnesseln stehen lassen. 

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6. Der Himmelblaue Bläuling

Polyommatus bellargus – gefährdet!
Der Falter mag magere Wiesen oder Brachen. Tagsüber sucht er Nektar, am Abend hohes Gras. In der Nacht sitzt er auf Halmen.  Zu sehen im  Mai/Juni und August/September
Besonderheit: Leuchtend blau ist nur das Männchen.  Die Flügel-Unterseite ist beim Weibchen schöner gezeichnet. 
Was  ihm hilft: Hornklee und Kronwicke blühen lassen.  Auf Rasendünger verzichten. 

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7. Der Schwalbenschwanz 

Papilio machaon – in ganz  Österreich gefährdet!
Der Falter ist von April bis September zu beobachten. Er legt seine Eier gerne auf Fenchel, Karotte oder Dille, aber auch auf Pastinakenpflanzen. 
Besonderheit:  Je nach Witterung kann es  von Frühjahr bis Herbst bis zu drei  Generationen des Schmetterlings  geben.  
Was  ihm hilft:  Auf Umweltgifte  und Mähroboter in den Gärten verzichten. Über den Winter Pflanzen stehen lassen. Erst im Frühling Gemüse- und Blumenbeete säubern.  

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8. Der Kleine Fuchs

Aglais urticae– nicht gefährdet!
Der Falter ist ein guter Flieger. Er liebt Sonnenschein und hohe Temperaturen. Saugt Nektar etwa von Wasserdost  und Kratzdistel.  Er überwintert als Falter an geschützten Orten.  
Besonderheit: Nur wenn es windstill ist, besucht er die Blüten. Ist es zu windig, sitzt der Schmetterling nahe dem Boden in der Vegetation.  
Was ihm hilft:  Im Frühjahr Fenster von Kellern öffnen, damit er  ins Freie kann. 

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9. Der Zitronenfalter

Gonepteryx rhamni  – nicht gefährdet! 
Leuchtend gelbes Männchen, hellgrünes Weibchen. 
Besonderheit:  Langlebig. Er kann sogar als Falter tiefe Minusgrade überstehen.  Im August hält er Sommerruhe, bis er im September wieder aktiv wird. 
Was  ihm hilft:   Faulbaum oder Kreuzdorn pflanzen
 

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Viele Schmetterlinge sind auf der Schmetterlingswiese im Donaupark in Wien zu finden. 

Die gelernte Biotechnologin Jaros setzte das Projekt mit der Wiener Umweltanwaltschaft um. Hier arbeitet die Schmetterlingsexpertin auch. Ihre Erfahrungen gibt sie gerne weiter.