Jahrhundert-Hochwasser in Vorarlberg: Feuerwehr im Dauereinsatz
Von Sabine Salzmann
Schon in der Nacht auf Freitag prasselten Wassermassen auf das westlichste Bundesland nieder. Nach einer leichten Entspannung am Vormittag spitzte sich die Lage im Vorarlberg wieder zu: Regen ohne Ende und Weltuntergangsstimmung am Nachmittag und Abend. Zahlreiche Straßen waren überschwemmt, Unterführungen standen komplett unter Wasser. Am späten Nachmittag liefen rund 500 Einsätze, am Abend waren es mehr als tausend. Insgesamt verzeichneten die Feuerwehren im Land 1.500 Einsätze.
Allein in der Gemeinde Koblach musste die Feuerwehr 52 Mal ausrücken. Kommandant Philipp Bolter über die Lage: "Nach der langen Trockenperiode kann das Wasser nicht versickern." Seine Feuerwehr sei aktuell vor allem mit dem Auspumpen von Kellern beschäftigt. Außerdem werden Bäche abgepumpt, um nicht weitere Häuser zu gefährden.
Verletzt wurde aber - anders als bei den heftigen Unwettern in Kärnten und in der Steiermark (der KURIER berichtete) - niemand. In Lustenau konnte die Polizei einen Mann aus dem Rhein retten.
Kritischer Punkt war am Freitagabend auch Bregenz: Teile der Innenstadt standen unter Wasser. Enorme Regenmengen müssen abgepumpt werden. Der Verkehr kam Großteils zum Erliegen. Angespannt ist die Lage auch in Dornbirn: Am Abend ging ein Aufruf an die Bevölkerung, die Häuser nicht mehr zu verlassen. "Wir haben eine Lagebesprechung nach der anderen. Es geht drunter und drüber", heißt es beim Einsatzstab. Auch die Lage in der Nacht sei aktuell schwer abschätzbar.
Der zuständige Landesrat Christian Gantner (ÖVP): "Betroffen ist vor allem der Raum Bregenz, Feldkirch Nord. Wir haben aktuell vorwiegend überflutete Keller und Unterführungen."
Die Schwarzach wuchs schnell auf ein 30- bis 100-jähriges Hochwasser an. Bewohner versuchten mit Brettern ihr Hab und Gut zu schützen.
Es kam zu zahlreichen Verkehrsbehinderungen. Die Asfinag musste die A14 in beiden Richtungen bei Dornbirn sperren. Der Pfändertunnel war vorrübergehend zu. Die Autobahnauffahrt Dornbirn Nord glich einem einzigen See. Bahnstrecken waren unterbrochen.
Und der Regen ließ auch in der ersten Nachthälfte nicht nach: In Dornbirn wurde binnen fünf Minuten eine Tiefgarage bis unter die Decke überschwemmt. Mehrere technische Geräte sind zerstört. Der Schaden geht in die Millionenhöhe. An der Dornbirner Ache wurde in der Nacht noch ein Damm gestützt.
Kräftige Regenfälle bis in die Nacht hinein
Laut Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) gab es über das ganze Land verteilt neue Rekorde an 24-Stunden-Regenmengen: In Bregenz kamen über 200 Liter pro Quadratmeter zusammen, in Dornbirn waren es knapp 180 Liter. Im Rheintal fielen laut der Vorarlberger Landeswarnzentrale allerdings in sechs Stunden bis zu 100 Liter Regen pro Quadratmeter, das sei "eine absolute Ausnahme".
Noch bis zum späten Abend bringt das Tief kräftige Regenfälle in Westösterreich. Auch in Innsbruck und weiteren Teilen Tirols begann es am Abend zu schütten. In der Wildschönau wurde die Gemeindestraße vermurt.
Die ersehnten Regenpausen soll es erst in der Nacht bzw. am Samstag geben. Meteorologe Jörg Kachelmann warnte in "Vorarlberg Live": "Wir müssen in der Nacht auf der Hut bleiben!" Neben den Wassermassen sei vor allem auch die örtliche Topografie entscheidend. Größtes Problem sind im Moment die trockenen, harten Böden.