Chronik/Österreich

E-Bike statt Fahrrad: Fast dreimal so hohes Todesrisiko

In Österreich fahren rund 2,3 Millionen Menschen wöchentlich mit dem Fahrrad. Doch das herkömmliche Fahrrad ist längst nicht mehr das einzige auf dem Fahrradmarkt. Immer mehr Menschen steigen auf E-Bikes um. Genauer gesagt fahren schon 680.000 Personen ab 6 Jahren wöchentlich damit, wie aus einer aktuellen Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) hervorgeht. 

Doch ganz so ungefährlich scheinen beide Fahrgeräte nicht zu sein. 2022 verunglückten mehr als zehn Prozent aller Verkehrstoten mit dem Rad - es gab also insgesamt 40 Fahrradtote. Von den 40 entfällt die Hälfte der Opfer auf E-Bike-Fahrende. Sind also beide gleichgefährlich?

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Die Antwort lautet: Nein. Mit dem E-Bike werden mehr Kilometer zurückgelegt als mit dem Fahrrad, da diese im Regelfall oft nur gelegentlich genutzt werden. Daher errechnet sich in Bezug auf die gefahrenen Kilometer für E-Bike-Fahrende ein fast dreimal so hohes Todesrisiko. Zu den Hauptunfallursachen von Kollisionen mit E-Bikes zählen unter anderem mit 43 Prozent Vorrangverletzungen beziehungsweise Rotlichtmissachtungen, Unachtsamkeit sowie Ablenkung (20 Prozent) und die Missachtung von Ge- oder Verboten (13 Prozent).

Gefährdete Personengruppe

Bei E-Bike-Fahrenden nimmt die Verletzungsschwere mit dem Alter zu. Besonders für 65-Jährige oder älter ist das Risiko, mit einem E-Bike tödlich zu verunfallen sehr hoch. Zum Vergleich: Im Vorjahr war unter den Verletzten fast jeder Dritte 65 Jahre alt oder älter. Bei den Todesopfern waren es sogar zwei Drittel. Auch Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV, warnt vor den elektrischen Fahrrädern: „E-Bikes sind zwar bequemer, aber die elektrische Tretunterstützung verleitet leider auch zu schnellerem Fahrverhalten.“ 
 

Dieses "schnellere Fahrverhalten" fiel laut KFV insgesamt 26 Prozent der im vergangenen Jahr befragten 1.676 E-Bike-Fahrenden zum Problem. Die mit Abstand größte Problematik beim Umstieg von Fahrrad auf E-Bike schien mit 58 Prozent das höhere Gewicht gewesen zu sein. Außerdem sollen die unterschiedlichen Bremsverhalten, die Bedienung des Displays, das Losfahren, die geringere Wendigkeit sowie die Beschleunigung zusätzlich für Schwierigkeiten gesorgt haben.

Forderungen der KFV

Um Unfälle daher vermindern zu können, appelliert KFV-Verkehrssicherheitsexpertin Ernestine Mayer: „Übung macht den Meister und Wissen über die Herausforderungen erhöht die Sicherheit. E-Bike-Fahrsicherheitskurse auf freiwilliger Basis – insbesondere für ältere Personen – können Leben retten und unzählige Stürze sowie die damit einhergehenden Verletzungen oder gar Invaliditätsfälle vermeiden.“

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Die Bewusstseinsbildungsmaßnahmen seien grundsätzlich eine wichtige Forderung des KFV, die es vor allem zum Tragen eines Helmes, zur Teilnahme an freiwilligen E-Bike-Fahrsicherheitskursen sowie zum langsamen Annähern an Kreuzungen geben soll. Daneben fordert das KFV eine Helmpflicht für alle E-Bike- als auch E-Scooter-Fahrende.