Österreich hat ein Drogenproblem: So viele Tote wie nie zuvor
"Pandemie bringt in Österreich Rekord bei Drogentoten" oder "Drogen in Österreich: So stark wie nie, Rekord an Toten" lauteten Schlagzeilen von Medienberichten in vergangenen Jahren. Nun dürfte es abermals einen neuen Rekord geben. Das Gesundheitsministerium veröffentlichte den Drogenbericht aus dem Jahr 2022 - mit teils erschreckenden Zahlen.
2022 lag die Zahl der Drogentoten in Österreich bei 248. "Seit wir die Todeszahlen erheben, war die Anzahl an Personen, die an einer Überdosis gestorben sind, noch nie so hoch", sagte Martin Busch, Leiter des Kompetenzzentrums Sucht an der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) bei der Präsentation der Daten.
Beim Blick auf die Statistik zeichnet sich hier ein Trend ab:
- 2018 starben 154 Menschen in Österreich an einer Überdosis,
- 2019 waren es 196,
- 2021 dann bereits 235.
Auffallend ist, dass besonders der Anteil der jüngeren Verstorbenen (unter 25) zugenommen hat - 18 Prozent waren es noch 2018, im vergangenen Jahr stieg die Zahl auf 27 Prozent.
Wie erklären sich Experten diesen Anstieg? "Es gibt dazu verschiedene Hypothesen. Es könnte sich bei dieser Entwicklung nach wie vor um Nachwirkungen der Coronapandemie handeln. Eine weitere Ursache könnte in der gestiegenen Reinheit der Substanzen liegen, die auch das Risiko für Überdosierungen erhöht", sagte Busch.
Welche Drogen enden nun oft tödlich? "Es dominieren weiterhin Todesfälle, bei denen Opioide festgestellt werden. Stark potente Schmerzmittel wie Fentanyl oder neue psychoaktive Substanzen bleiben Einzelfälle", so der Experte.
Die Datenlage könnte aber auch darauf hinweisen, dass sich die Drogensituation bei den Jüngeren verschärft hat. Also, dass es wieder mehr Jugendliche gibt, die vom risikoreichen Opioid-Konsum betroffen sind, so Busch. Wenn diese Gruppen keinen Kontakt zu Behandlungsmöglichkeiten haben, verschärft sich diese Tendenz weiter.
Was Jugendliche betrifft, warnen die Experten auch speziell vor einer neuen Herausforderung: der deutlichen Zunahme von neuen Nikotinprodukten. Diese Entwicklung sorgt in wissenschaftlichen Kreisen regelmäßig für Diskussionen. Wie schädlich sind diese Produkte wirklich?
"Wir sehen hier zwei unterschiedlichen Meinungen. Einerseits stellen Nikotinprodukte bei Personen, die vorher nicht geraucht haben, einen Einstieg in den Nikotinkonsum dar, sie werden ja oft als Life-Style-Produkte vertrieben. Andererseits wird behauptet, dass sie hilfreich beim Rauchausstieg sein könnten", sagte Suchtexperte Busch.
Im Gegensatz dazu sinkt der Anteil an rauchenden Jugendlichen: Bei den 15-Jährigen hat sich die Zahl seit 2003 mehr als halbiert. Rauchen ist jedoch nach wie vor die am weitest verbreitete Sucht in Österreich. Etwa jede fünfte Person (etwa 21 Prozent) gibt an, täglich zu rauchen. Trotz eines Rückgangs des Zigarettenkonsums liegt Österreich noch immer leicht über dem europäischen Durchschnitt.