Mega-Prozess: Drogenring wurde durch Telefonate zu Fall gebracht
Von Nikolaus Tuschar
Am Landesgericht Klagenfurt ist am Mittwoch der Drogenprozess gegen 20 Männer fortgesetzt worden. Es handelt sich um den größten laufenden Prozess Kärntens. Den Angeklagten - sie alle stammen aus Afrika - wird Suchtgifthandel im großen Stil vorgeworfen. Sie sollen Heroin und Kokain in beträchtlichen Mengen beschafft und verkauft haben.
Zu Beginn des Prozesstages berichtete ein Ermittler, wie man der Gruppe auf die Schliche gekommen war. So habe man ein Jahr lang zahlreiche Telefone überwacht und so die Struktur der Organisation offenlegen können - eine Sisyphusarbeit, die sich lohnen sollte.
Haft für Geständigen
Zum Erfolg der Operation führte auch eine Kooperation. Denn neben den Beamten halfen auch Dolmetscher mit entsprechender Expertise, den Drogenring zu sprengen. Mehrere tausend - auf Englisch sowie in vier verschiedenen afrikanischen Dialekten - geführte Gespräche wurden verfolgt und protokolliert.
Einige Telefonate wurden sogar mit zwei Handys gleichzeitig geführt. Ein Kriminalist schilderte das angebliche Vorgehen der Bande: „Auf einem Telefon wurde die Bestellung aufgenommen, auf dem anderen zeitgleich die Übergabe der Drogen mit einem Läufer koordiniert.“ Auffallend war, dass die Angeklagten innerhalb kurzer Zeit mehrere SIM-Karten verwendet hatten.
Am Mittwochabend ist dann überraschend ein erstes Urteil gefallen. Einer der Angeklagten, ein 22-jähriger Nigerianer, war als einziger geständig. Er wurde von einem Geschworenensenat unter Vorsitz von Richter Alfred Pasterk einstimmig schuldig gesprochen und zu drei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Dieses Urteil ist nicht rechtskräftig. Mit weiteren Urteilen wird erst im kommenden Jahr gerechnet.