Chronik/Österreich

Drogenhandel mit Zwei-Saisonen-Betrieb

Auch abgesehen vom Inhalt war es ein ungewöhnlicher Prozessauftakt Mittwochvormittag: Das Verfahren um eine Pinzgauer Drogenbande fand Corona-bedingt im Ausweichquartier Kolpinghaus statt. Journalisten und Zuhörer waren per Videoübertragung im Nebenraum dabei, auch bei ihnen wurde beim Eingang Fieber gemessen, hohe Plexiglaswände trennten die Prozessteilnehmer voneinander.

Im provisorischen Gerichtssaal gingen die Meinungen über die 15 Angeklagten dann weit auseinander. Waren sie eine international agierende Drogenbande, die im großen Stil handelte, wie es in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft steht, oder handelte es sich um eine Gruppe schwer Drogensüchtiger, die gerne feierte und nebenher ein bisschen dealte, wie mehrere Verteidiger den Sachverhalt darstellten?

Diese Frage muss nun ein Geschworenengericht beurteilen. Laut Staatsanwaltschaft sollen die 15 Angeklagten aus sechs Ländern mindestens 2,3 Kilo Kokain, 12,6 Kilo Speed und 7,5 Kilo Cannabis sowie mehrere Tausend Ecstasy-Tabletten innerhalb eines Jahres importiert und hier verkauft haben.

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„Keine Spur von Bande“

Das Suchtgift wurde an Abnehmer in der Gastronomie und im Rotlichtmilieu, aber auch im Tourismus veräußert. „Im Après-Ski-Bereich gehört es dazu, dass man sich seine Koksline hineinzieht“, sagte die Staatsanwältin.

Der Hauptangeklagte, ein 50-jähriger Kroate, habe den Plan gehabt, in der Wintersaison den Pinzgau zu versorgen und über ein Bordell eines Mitangeklagten in der Sommersaison in Kärnten mit Touristen Geschäfte zu machen. Verteidiger Andreas Lang wies das deutlich zurück: „Mein Mandant verbrachte lediglich Kleinstmengen nach Österreich. Das war es, keine Spur und Rede von einer Großbande.“ Bis Ende Juni sind 22 Verhandlungstage anberaumt.