Chronik/Österreich

Die Migration über den Brenner geht weiter zurück

Der Brennerpass zwischen Italien und Österreich war in den vergangenen Jahren stets ein Hotspot der illegalen Migration. Das Nadelöhr in den Bergen liegt auf der kürzesten Route vom Süden in den Norden Europas. Das schlug sich insbesondere ab 2013 in der Zahl der Aufgriffe in Tirol nieder. Die erhöhten sich damals sprunghaft: von rund 1300 (im Jahr 2012) auf 3978.

Gleichzeitig wurde Ungarn als Grenzübertrittsland Nummer 1 für rechtswidrig nach Österreich eingereiste Personen von Italien abgelöst. Tirol geriet damit zum Brennpunkt der Fluchtrouten nach und durch Österreich. Im Jahr 2016 hat die Polizei im Bundesland über 11.000 illegale Einreisen registriert. Seither geht die Zahl der Aufgriffe steil nach unten.

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"Das ist eine durchaus sehr erfreuliche Entwicklung", sagte Tirols Landespolizeidirektor Helmut Tomac am Montag bei einer Bilanz zur Arbeit der Fremdenpolizei. Die hat im vergangenen Jahr 5014 Aufgriffe verzeichnet. "Weniger hatten wir zuletzt 2013", sagt Tomac.

Bei jedem dritten dieser "Aufgriffe" handelt es sich um eine Rückübernahme von Personen, die in Bayern gestoppt wurden. Dort wird nach wie vor bei Kiefersfelden an der Grenze zu Österreich rund um die Uhr kontrolliert. Auch in Bayern ist die illegale Migration stark rückläufig.

"Diese Route ist durchaus unattraktiv geworden. Es werden Ausweichrouten Richtung Westen gewählt", befindet Tomac. Der Trend des Vorjahres setzt sich nach seiner Einschätzung heuer fort.

Maßstab dafür: Die Anlandungen von Flüchtlingen und Migranten in Italien. Bis zum 25. März diesen Jahres erreichten 425 Menschen Italien in Flüchtlingsbooten. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 6161.

Weniger Anlandungen in Italien

Die Zahl der Menschen, die über die Mittelmeerroute nach Europa kommen, hat direkte Auswirkungen auf die Zahl der Aufgriffe in Tirol. Der bisherige Rekord im Jahr 2016 kam analog zur größten Zahl an Anlandungen in Italien (181.425) zustande.

Das gilt aber auch für den danach erfolgten Abwärtstrend auf der Brennerroute. 2017 gab es in Italien rund 119.000 Anlandungen, im Vorjahr waren es nur noch rund 23.000.

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Der Einbruch kam laut Tomac vor zwei Jahren, als es von europäischen Ländern verstärkte Bemühungen zur Zusammenarbeit mit Libyen gab, damit das nordafrikanische Land Flüchtlingsboote an der Ausfahrt hindert oder diese stoppt und die Insassen zurück an Land bringt.

Diese Strategie ist freilich ob der katastrophalen Lage in dem Chaos-Staat auch heftig umstritten. Flüchtlinge sind in dem Land Opfer von Folter und Sklaverei. Auch das Ertrinken im Mittelmeer nimmt kein Ende. Im vergangenen Jahr starben laut UNHCR mehr als 2200 Flüchtlinge bei der Überfahrt nach Europa.