Chronik/Österreich

Die Mehrweg-Milchflasche ist zurück

Was vor 30 Jahren Standard war, soll wieder Standard werden: Getränke in Mehrwegflaschen. Wurden Anfang der 1990er-Jahre noch 80 Prozent aller Getränke in Österreich so abgefüllt, liegt der Anteil heute bei etwa 22 Prozent. Und selbst das nur dank des hohen Mehrweg-Anteils bei Bier von rund 60 Prozent – bei anderen Getränken liegt er unter 10, bei Milch bei 0 Prozent.

Doch genau das ändert sich jetzt. Am heutigen Freitag bringt Österreichs größte Molkerei Berglandmilch die Mehrweg-Glasflasche zurück in die heimischen Supermärkte. Rund 8 Millionen Euro wurden am Standort in Aschbach nahe Amstetten in eine moderne Wasch- und Abfüllanlage investiert, um wiederbefüllbare 1-Liter-Glasflaschen für die Hausmarke Berghof sowie die Bio-Marken von Spar und Rewe abfertigen zu können.

Weitere Gebinde wie Joghurtgläser sollen folgen, wie Geschäftsführer Josef Braunshofer bei einer Führung durch die neue Werkshalle ankündigte. 22 Cent beträgt das Pfand für die Flaschen, die Rückgabe ist in allen Filialen der Handelspartner möglich.

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Ausschlaggebend für den Schritt waren vor allem zwei Faktoren. Einerseits der laut Braunshofer „überraschend“ große Erfolg der im April 2018 eingeführten Einweg-Glasflasche. Und andererseits die Initiative von Greenpeace. Die Umwelt-NGO ging auf Berglandmilch zu, um für die ungleich ressourcenschonendere Mehrweg-Variante zu lobbyieren – und überzeugte.

Den Ausschlag gaben nüchterne Überlegungen, erzählt Braunshofer: „Wir glauben, damit junge Konsumenten anzusprechen, die wir sonst nicht so erreichen könnten.“ Die Einweg-Glasflasche mache momentan 8 Prozent der Produktion aus, „das wollen wir verdoppeln“. Das wären 35 bis 40 Millionen Liter pro Jahr – ein guter Anfang.

Politik gefordert

Doch um der Plastikflut ein Ende zu bereiten, braucht es auch die Politik, sagt Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit. Konkret: Eine verpflichtende Mehrwegquote für den Lebensmittelhandel und ein begleitendes Pfandsystem auf Einweg-PET-Flaschen.

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Forderungen, die auch Experten wie Christian Pladerer, Vorstand des Österreichischen Ökologie-Instituts, erheben. Zu erwarten wären entsprechende Regulierungen, hat sich Türkis-Grün doch eine Erhöhung der Mehrwegquote und eine Reduzierung von Plastikverpackungen verordnet.

Berglandmilch wagt den Schritt bereits jetzt – eine „Pionierleistung, die man nicht genug hervorheben kann“, betont Egit. Aus Umweltsicht gibt es ohnehin kein besseres System: Bis zu 40-mal ist eine Flasche wiederbefüllbar, bei Berglandmilch rechnet man zu Beginn vorsichtig mit 12 bis 15 Durchläufen pro Flasche. Schon bei einem Mehrweganteil von 10 Prozent reduziert sich das Müllaufkommen um 2.500 Tonnen pro Jahr – alleine im Milchsektor.