Chronik/Österreich

Die angeschlagene Kinowelt hofft nun auf ein Happy End

Die Welt der Kinos ist selbst in der Wahrnehmung eingeschworener Cineasten mehr und mehr in den Hintergrund gerückt: In der Pandemie gewöhnten sich Fans vermehrt daran, zu Hause vorm Fernseher ins Filmgeschehen zu versinken. Die Streaming-Dienste preschten weltweit mit ihrem Angebot in rasantem Tempo vor. Auch renommierte Regisseure verabschiedeten sich vermehrt ins Netz.

Filmpaläste wie die großen Multiplex-Kinos, aber auch nostalgische Adressen wie „Das Kino“ in Salzburg müssen gewaltige Einbrüche verkraften. „Wir liegen bei einem Minus von 70 Prozent“, informiert Renate Wurm, die Hausherrin im 43 Jahre alten Programmkino an der Salzach. Was schmerzt: Die Flaute dauere immer noch an. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Die Pandemie verunsichere immer noch. Und auch die Jahreszeit lässt die Kino-Kassa nur zögerlich klingeln. „Wir leben vor allem vom Winter und vom Regen“, so Wurm.

Corona ist der wohl tiefste Einschnitt in der Geschichte des Kinos. Ein weiterer Tiefpunkt war die Sanierung in den spätern 80ern, die länger dauerte als geplant. Doch der Betrieb konnte zurückkehren und bleiben. Mehrfach totgesagt – auch aufgrund von TV- und Blockbuster-Konkurrenz – floriert der Betrieb mit Ausnahme von Corona bis heute. Filmfans schwärmen über das nostalgische Flair, drängen sich gern im Vorraum in die Warteschlange an der einzigen Kassa oder nehmen in den beiden Sälen Platz. Wurm: „Ich sage immer, wir brauchen auch die Multiplexe, weil dann mehr über Kino gesprochen wird.“ 80 Prozent des Umsatzes müssen Renate Wurm und ihr kleines Team selbst erwirtschaften.

Drei Säulen im Kino

Zum Erfolgsrezept der Kino-Chefin gehört, dass sie auf verschiedene Standbeine setzt: Neben dem Stammhaus am Beginn der Steingasse ist das Oval im Einkaufszentrum Europark ein Spielort. Und im Sommer tourt das Team mit einem „Open-Air-Rekorder“ durch das Land. Wenn im enormen Andrang oft die letzte Bierbank hervorgeholt wird, bestätigt die Kino-Chefin das in dem Wunsch, die Szene am Land genauso zu beleben.

Sichtbar wird ihre Handschrift im Kinoprogramm vor allem auch durch Festivals, allen voran die Filmschwerpunkte für Lateinamerikafans und für Bergsteiger. Und es sind oft auch Stars höchstpersönlich in „Das Kino“ zu Gast. Die Liste ist bereits lang: Josef Hader sowieso, die Schauspielerin Verena Altenberger, im Film und auf der Jedermann-Bühne umjubelt, oder der große Dirigent Christian Thielemann, der im Rahmen der im Vorjahr verschobenen Osterfestspiele über Wagner plauderte.

Streaming aus dem Haus

Renate Wurm verschließt sich auch der Streaming-Idee nicht ganz: In einem Zusammenschluss der österreichischen Programmkinos können Filmfans direkt über die Homepage auf den VOD-Club zugreifen. Angeboten werden heimische Streifen. Wurm: „Ich sehe es als Alphabet des österreichischen Films.“ Das große Geld sei damit zwar nicht zu verdienen, ihr gehe es vielmehr um das In-Erinnerung-Bleiben.

Das schafft sie auch mit viel beachteten Auszeichnungen: Im Vorjahr holte „Das Kino“ den österreichischen Kinopreis für „Herausragende Programmarbeit“.