Der luxuriöse Familienspaß Skifahren
Wer sich schon Anfang November Ski oder Snowboard anschnallt, ist ein passionierter Wintersportler. Umso nachdenklicher könnte ein Stimmungsbild Touristiker machen, das zuletzt ein KURIER-Lokalaugenschein am Ötztaler Gletscher ergeben hat.
Wenn sich eine Gruppe von Skilehrern einig ist, dass die Liftpreise für Familien kaum noch leistbar sind oder junge deutsche Urlauber von Freunden berichten, die das Skifahren wegen der hohen Kosten aufgegeben haben, dann sollte das ein Alarmsignal für die Branche sein.
Doch wie ein Test des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) nun zeigt, steigen die Preise auch in der kommenden Saison. Tageskarten werden im Schnitt um 2,8 Prozent teurer, Sechstageskarten sogar um 3,4 Prozent teurer. Und das bei einer durchschnittlichen Inflationsrate von zuletzt 2,1 Prozent. Nur in einem einzigen Skigebiet wurden die Preise nicht erhöht. Raggal im Großen Walsertal ist mit 22 Euro für eine Tageskarte auch das günstigste Skigebiet.
Verweis auf Differenzierung
Nach oben gibt es offenbar auch in Zukunft kein Limit. Kitzbühel kratzt mit 57 Euro für die Tagesskikarte (zwei Euro mehr als im Vorjahr) bereits an der 60-Euro-Marke. Auf die Frage nach einer Grenze bei den Preisen will sich kaum einer der Touristiker einlassen. „Die Grenze hängt immer von der Qualität ab. Das ist auch bei anderen Konsumgütern so. Ein sehr guter Seat kostet weniger als ein sehr guter Porsche. Wenn jemand zur Hauptsaison die volle Qualität haben will, ist der Preis angemessen, den wir haben“, sagt Josef Burger, Vorstand bei den Kitzbüheler Bergbahnen.
Er appelliert, nicht nur den Tageskartenpreis zur Hauptsaison im Auge zu haben. „Wir differenzieren unsere Preise im Skigebiet sehr stark nach Saisonen, Wochentagen und Skigebieten“, erklärt Burger. „Am Kitzbüheler Horn kostet die Tageskarte für Erwachsene in der gesamten Saison 40 Euro“, sagt der Liftbetreiber.
70 Euro Schmerzgrenze
Dass die Preissteigerung nicht ewig im gleichen Tempo weitergehen kann, ist manchen in der Branche sehr wohl bewusst. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht irgendwann bei 70 Euro landen“, sagt Isabella Dschulnigg-Geissler. Sie ist Geschäftsführerin der Bergbahnen Saalbach, die mit 55 Euro für die Tageskarte auf Platz zwei in der Höchstpreisrangliste liegen. Saalbach-Hinterglemm plant aktuell einen Zusammenschluss mit Zell am See.
Dass man das größere Angebot nicht vollständig im Preis wird abbilden können, ist der Geschäftsführerin bewusst. „Es ist klar, dass man beim Preis nicht mehr viel weiter raufgehen kann, auch wenn noch einmal 80 Pistenkilometer dazukommen“, sagt sie. Doch auch Dschulnigg-Geissler will den Fokus nicht auf die Tagestickets legen: „Unter zehn Prozent unserer Gäste kaufen sich ein Tagesticket. Bei den Sechstagespässen sind wir im österreichweiten Vergleich bei den Billigen.“
Kostenfaktor Beschneiung
Da liegt Ischgl mit 298,50 Euro an der Spitze. Hier ärgert sich Vorstand Hannes Parth über den Vergleich mit dem allgemeinen Preisindex. „Wir sind eine Branche, die stark investiert und immer mehr bietet. Wir unterliegen stark dem Baukostenindex. Am Bausektor sind die Preise zuletzt extrem gestiegen“, erklärt Parth. Die Seilbahnwirtschaft investierte alleine heuer rund 600 Millionen Euro, unter anderem in neue Anlagen und die Beschneiung.
Diese sei im Vergleich zu früher ein weiterer Kostenfaktor und mache bereits mehr als 20 Prozent der Kosten aus, meint Parth. Im internationalen Vergleich sei Österreich noch immer eine Billig-Destination. In China zahle man 100 Euro für fünf Lifte für die Tageskarte, in Colorado 150 Dollar.