Chronik/Österreich

Dellach im Drautal: „Wir knacken die 40 Grad“

Es mutet wie ein kleines Wettrennen um den Titel „Hotspot Österreichs“ an: Wo werden die 40 Grad Lufttemperatur geknackt? Heute, Donnerstag, soll es laut Meteorologen so weit sein (siehe auch S. 15). Aktuell hält Dellach im Drautal den Hitzerekord mit 39,9 Grad vom vergangenen Samstag; und davor 30 Jahre mit 39,7 Grad.

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Auch wenn die Meteorologen andere Regionen als Favoriten sehen, ist Frank Glanzer, Bademeister im örtlichen Erlebnisbad, fest überzeugt: „Heute um 16 Uhr knacken wir 40 Grad.“ Die Hitze ist auch gut fürs Geschäft: „Wir verzeichnen täglich um etwa 20 Prozent mehr Eintritte.“
Klagen über die hohen Temperaturen hört man so gut wie nicht: „Wir nehmen es, wie es kommt“, versichert Hermann Weneberger, 40, Finanzverwalter der Gemeinde: „Wir sind eben ein abgehärtetes Bergvolk.“

Kessellage

Die Berge sind mit verantwortlich, dass sich der Luftkurort dermaßen aufheizt. „Hier ist das Drautal etwas enger und bildet einen Kessel“, erörtert Amtsleiter Josef Duregger, 59. „Die Gemeinde liegt zudem auf einem Südhang. Durch die Beckenlage erwärmt sich die Luft schneller, im Kessel zieht sie aber nicht gleich wieder ab.“ Deshalb ist Dellach im Winter auch oft einer der Kältepole in Österreich.

Die tropischen Temperaturen haben der Drautaler Gemeinde eine ganze Menge Aufmerksamkeit gebracht, das schöne Wetter hat außerdem die Nächtigungen am Campingplatz um 1500 im Monat Juli ansteigen lassen. Allerdings gibt es auch die dunklen Seiten der Hitze: So wie überall in Kärnten sind Hänge und Wiesen braun. „Trinkwasser haben wir genug, aber seit Mittwoch gilt ein Verbot für Landwirte, das Wasser für ihre Gärten und Wiesen aus den Bächen zu nehmen“, stellt Amtsleiter Duregger fest.

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Eine wichtige Rolle spielt dieser Tage der 72-jährige Martin Ebner, der die Wetterstation in Dellach betreut: „Wind, Luft- und Bodentemperatur sowie Niederschlagsmengen werden hier gemessen“, erzählt er. Die Daten gehen im Zehn-Minuten-Takt über Computer an die Zentralanstalt für Meteorologie.

Heilstollen

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Der kühlste Fleck in Dellach ist mit ganzjährig rund acht Grad der Heilstollen. Über den Sommer bietet Ärztin Barbara Wernisch in der Kureinrichtung auch „Wellness“ an: Um 20 Euro die Stunde kann man gegen Voranmeldung das wohltuende Klima, das zu tiefer Entspannung führt, genießen.

Den Dellachern geht es vorrangig jedoch nicht um die 40-Grad-Marke. Bürgermeister Johannes Pirker: „Unseren Rekord zu halten ist wichtiger, als eine Marke zu knacken, die eine andere Gemeinde trotzdem übertrifft.“