Chronik/Österreich

Das Osterfest vor dem Fernsehapparat

Ostern und Weihnachten zählen zu jenen christlichen Feiertagen, an denen die Kirchen voll besetzt sind. Heuer allerdings werden an den Ostertagen die Kirchenbänke leer bleiben. Nachdem Bundeskanzler Sebastian Kurz verkündet hat, dass die derzeitigen Beschränkungen erst danach aufgehoben werden könnten, ist klar, dass es weder in der Karwoche noch am Ostersonntag öffentliche Gottesdienste geben wird. Mitfeiern kann man nur mit Hilfe des Fernsehapparats oder über das Internet.

Der Geist von Ostern

Für viele Gläubige ist es ein schwerer Schlag, dass sie von den Messen ausgesperrt sind. In der Bischofskonferenz wird derzeit intensiv daran gearbeitet, dass der Geist von Ostern dennoch spürbar bleibt. Dafür wurde eine Ad-hoc-Kommission eingerichtet, die sich mit den Fragen der Corona-Pandemie auseinandersetzt. Ihr gehören Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof Franz Lackner sowie die Bischöfe Manfred Scheuer und Wilhelm Krautwaschl an.

Diese haben den für Liturgiefragen zuständigen St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried beauftragt, Richtlinien für eine Osterwoche in Zeiten des Coronavirus auszuarbeiten. Leichtfried muss bis Dienstag seine Vorstellungen auf den Tisch legen. Die Kommission wird danach – per Videokonferenz im engen Kontakt mit den übrigen Bischöfen – den Leitfaden absegnen.

TV-Übertragungen

Die Stoßrichtungen sind klar. Auf der einen Seite werden die Gottesdienste vom ORF und teilweise auch von privaten Sendern übertragen werden. Und zwar beginnend mit dem Gründonnerstag bis einschließlich Ostersonntag. Die Auferstehungsmesse wird der ORF aus dem Wiener Stephansdom senden. Mitfeiern kann man auch via Radio.

Genutzt wird auch das Internet, vor allem die Sozialen Netzwerke, um die Gläubigen teilhaben zu lassen. In wie vielen Kirchen Priester allein die Messe lesen werden, ist nicht klar. Zumindest in allen Hauptkirchen der einzelnen Diözesen sollten Gottesdienste von den Diözesanbischöfen gefeiert werden.

Grundsätzlich hatten die Bischöfe schon davor zu den Sonntagsdiensten folgende Vorgangsweise geäußert: „Die Eucharistiefeier darf und soll von den Priestern stellvertretend für die Anliegen der Welt und der Gemeinde gefeiert werden.“ Die Gläubigen sollten über die Medien den Sonntagsgottesdienst mitfeiern und die Angebote des ORF, anderer Medien und der Kirche dafür nutzen.

Der Vorschlag der Liturgiekommission geht aber auch in die Richtung Hauskirche. Sprich: Die Erarbeitung eines Leitfadens, wie Ostern in den eigenen vier Wänden, in der Familie gefeiert werden kann. Mit Texten und Liedern.

Keine Osterbräuche

Die strikte Vorgangsweise bedeutet natürlich auch, dass Osterbräuche wie die Segnung der Palmkätzchen, die Fleischweihe oder das von Haus-zu-Haus-Ziehen der Ratschenkinder diesmal nicht stattfinden wird.

Am Freitag wurden auch Vorgaben aus dem Vatikan veröffentlicht. Dort wird die Ostermesse wegen der Corona-Pandemie ebenfalls ohne Besucher begangen. Papst Franziskus wird zwar in gewohnter Weise den Segen „Urbi et Orbi“ von der Loggia des Petersdoms spenden, der Platz darunter aber wird leer bleiben. Die Gläubigen können auch diese Zeremonie nur im Fernsehen und online verfolgen.

Die Vorgaben treffen alle Glaubensgemeinschaften, die Ostern feiern. Für die Evangelische Kirche etwa ist der Karfreitag der höchste Feiertag. Dass es kein allgemeiner Feiertag ist, wurde von der ehemaligen türkis-blauen Regierung entschieden und vor wenigen Tagen vom Verfassungsgerichtshof bestätigt. Was angesichts der Corona-Krise diesmal keine öffentliche Debatte zur Folge hatte.

Die heilige Woche


Das Osterfest fasst das Fundament des christlichen Glaubens zusammen – das Gedächtnis an Leiden, Tod und Auferstehung Christi. Deswegen gilt Ostern als Höhepunkt des Kirchenjahres

Karwoche


Dem Osterfest voraus geht die Karwoche, die auch „Heilige Woche“ genannt wird. Höhepunkte sind Palmsonntag, Gründonnerstag und Karfreitag

Weltweiter Segen


Eine Besonderheit ist am Ostersonntag der vom Papst ausgesprochene Segen „urbi et orbi“